Kommentar zu möglichen Schutzzonen in Syrien Kein Allheilmittel

Meinung | Istanbul · Ohne robustes Mandat der Vereinten Nationen und ohne Beteiligung internationaler Friedenstruppen dürfte das Vorhaben der Schutzzonen in Syrien zu einer weiteren Eskalation führen.

 Seit mehr als sechs Jahren tobt in Syrien ein Bürgerkrieg.

Seit mehr als sechs Jahren tobt in Syrien ein Bürgerkrieg.

Foto: picture alliance / dpa

Der Plan für die Einrichtung von Schutzzonen für Zivilisten in Syrien ist nur auf den ersten Blick eine gute Idee. Ohne robustes Mandat der Vereinten Nationen und ohne Beteiligung internationaler Friedenstruppen dürfte das Vorhaben zu einer weiteren Eskalation führen. Dass die wichtige Frage, wer in den Gebieten die Kontrolle übernehmen soll, bisher unbeantwortet ist, spricht Bände.

In Syrien gibt es keinen Unparteiischen, der allseits Vertrauen genießt. Alle Akteure sind vielmehr darauf aus, den eigenen Einfluss zu sichern und auszuweiten. Deshalb ist zum Beispiel kaum zu erwarten, dass die syrischen Kurden bei der Sicherung der Zonen eine Rolle spielen – denn das würde die Türkei nicht zulassen. Die sunnitischen Rebellen in Syrien wiederum lehnen die Beteiligung des schiitischen Iran an dem Plan ab, weil sie eine Stärkung schiitischer Gruppen befürchten. Welche Chance hat eine Vereinbarung, an der weder die syrische Regierung noch die Rebellen beteiligt sind?

Um den Schutz der Zivilisten geht es den Beteiligten höchstens an zweiter Stelle. Kein Wunder, dass das amerikanische Außenamt erst einmal Details sehen will, bevor es sich auf eine Haltung festlegt. Nach wie vor gilt die deprimierende Tatsache, dass die internationale Gemeinschaft zwar das Blutvergießen in Syrien beklagt, aber nicht genügend politischen Willen aufbringt, den Krieg zu beenden. Schutzzonen könnten zu einer Schauveranstaltung werden, die den Zerfall Syriens in mehrere Teile beschleunigt und den Konflikt am Ende verlängert, statt ihn zu stoppen.

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