Portrait Klaus Wowereit - Der Regierende und das Chaos

Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat durch die Schlamperei am Flughafen BER enorm verloren. Aber es kann noch schlimmer kommen. Wowereit weiß das.

 Das Chaos am BER hat Wowereit schon jetzt enorm geschadet .

Das Chaos am BER hat Wowereit schon jetzt enorm geschadet .

Foto: ap

Wie groß wird erst der Aufschrei sein, wenn SPD-Mann Wowereit nach der nächsten Sitzung des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft Mitte September womöglich verkünden muss, dass auch der dritte Starttermin für den Großflughafen Berlin Brandenburg (BER) Willy Brandt am 17. März 2013 nicht zu halten ist? Wowereit kann es sich ausmalen.

Das Chaos am BER hat Wowereit, der Vorsitzender des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft ist, schon jetzt enorm geschadet und jede Menge Popularität gekostet. BER wird als Airport wahrgenommen, der in Wowereits Hoheitsbereich angesiedelt ist, obwohl er doch in Brandenburg liegt.

Interessanterweise laden wütende Bürger wie auch die politische Konkurrenz ihren Zorn weniger bei Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der Aufsichtsratsvize ist, oder bei Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ab, wo der Bund als Gesellschafter doch gleichfalls Aktien mit im Spiel hat. Alle richten ihren Blick auf Wowereit, den Regierenden Bürgermeister der Pleite-und-Pannen-Hauptstadt Berlin.

In dieser Woche versuchte sich Wowereit in einer Art Vorwärtsverteidigung, auch wenn die Probleme mit dem Brandschutz am neuen Flughafen noch so gravierend sind. In einer Aktuellen Stunde des Berliner Abgeordnetenhauses übernahm der Regierende Bürgermeister erstmals offensiv Verantwortung für das Schlamassel am BER.

Der Schaden sei "selbst verschuldet und auch kein Ruhmesblatt", versuchte der "Regierende" den Eindruck erwecken, es sei an der Zeit, sich etwas reumütiger zu geben.

Dabei wusste Wowereit, 58 Jahre alt, und seit elf Jahren Regierender Bürgermeister eines Bundeslandes mit sage und schreibe 63 Milliarden Euro Schulden, dass er wenig neue Fakten bieten kann. "Meine Antworten werden Sie nicht befriedigen. Ich muss in Kauf nehmen, dass wild herumspekuliert wird."

Unter anderem über den Eröffnungstermin. Denn längst ist auch nicht mehr völlig ausgeschlossen, dass BER im schlechtesten Fall erst 2014 eröffnet. Die Verschiebung des Eröffnungstermins kostet angeblich 1,2 Milliarden Euro, was Wowereit bestreitet.

Wowereit ruft dafür lediglich 300 Millionen Euro auf. Weitere 600 Millionen Euro kosteten Nachforderungen beim Lärmschutz sowie mehrere hundert Millionen Euro als "Nachträge aufgrund von Bauarbeiten". Geld, das der Flughafen nicht hat und nun vom Steuerzahler kommt.

Denn jetzt sollen Bund und Länder den Flughafen mit 500 Millionen Euro frischem Geld versorgen. Im Land Berlin wird nun ein Nachtragshaushalt fällig. Und Wowereit muss durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses, den die Opposition von Grünen, Linken und Piraten beantragt hat.

Vorbei ist die Zeit, da Wowereit als Regierender Partymeister durch die Klubs der Hauptstadt tingelte, wo Champagner auch mal aus Pumps getrunken wird. Wowereit ist angekommen - in der Zeit von Selters und Depression.

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