Kommentar zur Waffengewalt in den USA Kult um den Colt

Meinung · In den USA ist es innerhalb weniger Wochen erneut zu einem Massaker gekommen – ernsthafte Konsequenzen im Waffenrecht erlangen im Kongress dennoch keine Mehrheit, schreibt Thomas Spang, der den Kult um Waffenbesitz in den USA mit dem des Autofahrens in Deutschland vergleicht.

 Polizisten stehen in Highland Park in einem abgesperrtem Gebiet, nachdem ein Schütze bei einer Parade anlässlich des Nationalfeiertags in den USA das Feuer eröffnet hatte.

Polizisten stehen in Highland Park in einem abgesperrtem Gebiet, nachdem ein Schütze bei einer Parade anlässlich des Nationalfeiertags in den USA das Feuer eröffnet hatte.

Foto: dpa/-

Die Unfähigkeit der Amerikaner, mit gutem Willen und gesundem Menschenverstand Kompromisse zu schließen, verlangt einen hohen Blutzoll. Das Massaker in dem reichen Idyll von „Highland Park“ vor den Toren Chicagos ist bloß ein weiteres Beispiel. Gewiss hat niemand Verständnis für den Täter, aber für ernsthafte Konsequenzen gibt es keine Mehrheiten im Kongress. Die eben beschlossene Mini-Reform des Waffenrechts ist kaum der Rede wert, weil sie das Kernproblem der leichten Verfügbarkeit kriegstauglicher Waffen nicht angeht. In den USA gibt es mehr Schießeisen als Einwohner. Und täglich kommen mehr hinzu. Der Kult um den Colt ist hier so tief verankert, wie der ums Autofahren in Deutschland. Die Toten von Highland Park werden deshalb von einem erheblichen Teil der Bevölkerung als „Preis der Freiheit“ hingenommen. Mit dem Segen des obersten Gerichts, das gerade erst das Recht, eine Waffe zu tragen, bekräftigt hat.