Jean-Claude Juncker Luxemburgs Ex-Premier will Europas Bürgerliche führen

BRÜSSEL · Nur gut fünf Wochen hat Jean-Claude Juncker es auf der harten Oppositionsbank ausgehalten. Vorsitzender von gerade mal 23 christdemokratischen Abgeordneten im Parlament des Großherzogtums Luxemburg zu sein, scheint den einstigen "Mister Euro" nicht auszufüllen.

 Hang zur Besserwisserei: Jean-Claude Juncker mit Angela Merkel.

Hang zur Besserwisserei: Jean-Claude Juncker mit Angela Merkel.

Foto: dpa

So bestätigte der 59-Jährige nun offiziell, was die Spatzen schon länger von den Dächern pfiffen: Der einstmals dienstälteste Regierungschef Europas strebt nach Höherem. Ja, er könne sich vorstellen, als Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei EVP in die Europawahl im Mai zu gehen. Die EU befinde sich in Erklärungsnot, "weil die Menschen sehr oft nicht verstehen, was wir in Brüssel für Entscheidungen anhäufen". Es gebe eine Kluft zwischen der öffentlichen Meinung in Europa und der Politik in der EU.

Doch die Freude über sein erneutes Streben nach einem europäischen Spitzenamt hält sich in Grenzen. Im Kanzleramt wirft man dem einstigen Vorsitzenden der Euro-Finanzminister (2004 bis 2012) einen übertriebenen Hang zur Besserwisserei mit gelegentlichen harten Attacken auf die Kanzlerin vor.

Auch seine Kritik am zeitweise engen Verhältnis zwischen Merkel und dem früheren französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy ist noch längst nicht vergessen.

Dass Regierungssprecher Steffen Seibert erst vor wenigen Tagen einen Bericht zurückwies, die Bundeskanzlerin wolle eine Kandidatur Junckers verhindern, registrierte man in Luxemburg zwar aufmerksam, bemerkte aber auch, dass diese Richtigstellung eher emotionslos über die Bühne ging.

Merkel wird nämlich nachgesagt, eher eine Spitzenkandidatur des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk zu unterstützen. Falls der nicht bereit sein sollte, tendiere sie zum irischen Premier Enda Kenny. Sympathien für ein Comeback Junckers sind zumindest bisher nicht bekannt.

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