Google, Facebook und Co. Maas will Algorithmen transparent machen

Berlin · Bundesjustizminister Heiko Maas will Algorithmen von Google, Facebook & Co. transparent machen, um Verbraucher zu schützen. So will er vorgehen.

Algorithmen sind die Heiligtümer von Unternehmen wie Facebook und Google, sie sind die technische Grundlage für soziale Netzwerke, Suchmaschinen und andere Computeranwendungen.

Nun hat Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) angekündigt, für mehr Transparenz bei den Codes sorgen zu wollen, um Diskriminierungen zu unterbinden. „Ein Transparenzgebot für Algorithmen wäre hilfreich, damit Nutzerinnen und Nutzer verlässlich einschätzen können, ob das Netz versucht, sie zu beeinflussen“, sagte Maas in Berlin.

Maas schlägt dafür eine neue Behörde vor, die mehr Expertise über die Wirkung von Algorithmen erlangen soll. „Wir brauchen auch eine Rechtsdurchsetzung, Aufsicht und die Kontrolle von Transparenz“, forderte Maas zudem. Die Menschen müssten selbstbestimmt entscheiden können, welche Filter und Personalisierungen sie in der digitalen Welt akzeptieren wollten und welche nicht. Außerdem müsse sichergestellt sein, dass die Codes nicht per se Diskriminierungen enthalten, sagte Maas.

So nannte der Minister Beispiele, welche Auswirkungen einzelne Computerberechnungen haben können: In sozialen Netzwerken bewegen sich Menschen in sogenannten „Filterblasen“, weil der Algorithmus dafür sorgt, dass ihnen nur Inhalte aus ihrem eigenen Interessengebiet gezeigt werden. Verschwörungstheoretiker oder Fanatiker würden so stets mehr Bestätigung bekommen. An anderer Stelle entscheiden Computer über die Kreditwürdigkeit von Menschen anhand der Postleitzahl. Maas kritisiert das als diskriminierend. „Zur Menschenwürde im digitalen Zeitalter gehört vor allem, dass niemals ein Mensch zum bloßen Objekt von Technik oder auch Algorithmen werden darf“, sagte Maas.

Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar begrüßte das Vorhaben grundsätzlich, da er mit einer verstärkten Abhängigkeit von Algorithmen die Gefahr „einer umfassenden digitalen Fremdbestimmung“ verbunden sieht. Allerdings müsse die Überwachung von einer unabhängigen Stelle kommen. „Wenig überzeugend ist, dass der Justizminister diese Aufgabe einer Regierungsstelle übertragen will. Dies ist nicht sachgerecht“, sagte Caspar unserer Redaktion. Es gehe doch auch um Fragen des staatlichen Einsatzes von Algorithmen, etwa zur Gewährleistung der Inneren Sicherheit oder auch im Bereich des Predictive Policing, mahnte der Datenschutzexperte.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) dagegen warnte, eine Prüfung jedes Algorithmus in Deutschland sei eine Mammutaufgabe, die in dieser Form kaum zu bewältigen sein dürfte.

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