Kommentar Merkel und Paris - Provinziell

Bei aller Souveränität, die Angela Merkel in der internationalen Politik entwickelt hat: Der Umgang der Kanzlerin mit Frankreichs Sozialisten-Chef François Hollande ist nicht ohne provinziellen Beigeschmack.

Natürlich würde eine noch so kurze Begegnung mit der deutschen Kanzlerin das außenpolitische Ansehen des - im Moment in Umfragen etwas schwächelnden - Spitzenkandidaten der Linken aufwerten.

Aber Merkel muss auch damit rechnen, dass sie es ab Mai mit einem neuen Politik-Partner in Paris zu tun bekommt. Und die deutsch-französische Achse, die unter Merkel und Sarkozy an Stabilität zugenommen hat, ist viel zu wertvoll, als dass sie mutwillig Risiken ausgesetzt werden sollte.

Der Vorgang wird auch dadurch nicht nachvollziehbar, dass Merkel offensichtlich eine breite konservative Allianz mit dem britischen Premier Cameron, dem spanischen Kollegen Rajoy und dem italienischen Ministerpräsidenten Monti gegen Hollande schmieden will.

Gewiss hat der Sozialist mit seiner Ankündigung, den Fiskalpakt unter seiner Präsidentschaft neu verhandeln zu wollen, für erhebliches internationales Aufsehen gesorgt. Aber genauso klar ist, dass in Frankreich Präsidentschafts-Wahlkampf herrscht und Absichtserklärungen selten politische Realität werden.

Wenn die Kanzlerin Sarkozy durch die Isolation Hollandes unterstützt, ist das diplomatisch also ziemlich riskant. Wenn sie tatsächlich in seinem Wahlkampf auftreten sollte, so wird dies als Einmischung empfunden, die nicht ihres Amtes ist.

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