Fleischwaren aus Dänemark Mit Listerien belastete Wurst wurde nach Deutschland geliefert

KIEL/KOPENHAGEN · Sie sah aus wie immer und roch auch nicht schlecht - und brachte zwölf Dänen dennoch den Tod. Wurstspezialitäten wie die Rollwurst Rullepølse aus einem kleinen Fleischbetrieb in Kopenhagen sorgen derzeit für einen neuen Lebensmittelskandal. Die Waren des Traditionsbetriebs waren mit Listerien befallen.

Seit September 2013 sind zwölf Menschen an den Folgen der Infektion mit Listerien gestorben, mindestens 20 hatten sich mit den Keimen angesteckt, nachdem sie die Waren des Produzenten gegessen hatten. Weitere Verdachtsfälle werden noch geprüft.

Auch deutsche Urlauber und Bewohner im deutsch-dänischen Grenzgebiet könnten in Kontakt mit der Wurst gekommen sein. So wurde möglicherweise die mit Listerien verseuchte dänische Wurst auch auf Ostsee-Fähren zwischen Dänemark und Deutschland verkauft. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit habe aus Dänemark eine entsprechende Warnung erhalten, sagte eine Sprecherin des schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministeriums am Freitag in Kiel.

Die Reederei Scandlines habe vermutlich Rullepølse mit Petersilie des Herstellers Jørn A. Rullepølser geliefert bekommen. Diese könnten mit den Bakterien belastet sein. Die dänischen Behörden hätten die Ware zurückgerufen. Als bestätigt gilt eine Lieferung der verseuchten Wurst an einen Supermarkt in Harrislee im Norden von Schleswig-Holstein.

Dorthin wurden offenbar rund 160 Kilo Wurstwaren des dänischen Produzenten geliefert. Zunächst hatte das dänische Lebensmittelministerium noch abgewunken und mitgeteilt, dass die verseuchte Wurst nicht ins Ausland verkauft wurde. Es sei aber nicht klar, ob die bereits im Mai und Juni verkauften Produkte des Herstellers Jørn A. Rullepølser mit Bakterien über die zulässigen Grenzwerte hinaus belastet waren, so eine Sprecherin des schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministeriums. Dafür gebe es keine Hinweise, auch Erkrankungen seien in Schleswig-Holstein nicht bekannt.

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) in Berlin warnt, dass Listeriose-Erkrankungen einen besonders schweren Verlauf nehmen können. Allerdings gilt dies in der Regel nicht für gesunde Erwachsene. "Wenn Symptome auftreten, sind diese eher unspezifisch und grippeähnlich", heißt es in einem Infoblatt des Bundesamts. Besonders gefährdet seien durch solche Lebensmittelvergiftungen aber Schwangere, Neugeborene und Personen, die durch ihr hohes Alter, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme ein geschwächtes Immunsystem haben - etwa Tumorkranke oder HIV-Infizierte.

Im Vergleich zu Salmonellen-Erkrankungen sind Listeriose-Fälle in Deutschland relativ selten - etwa 300 bis 400 pro Jahr. Wegen der manchmal schlimmen Verläufe misst das BfR der Vermeidung von Listerien große Bedeutung zu. "Um eine gesundheitliche Gefährdung der Verbraucher auszuschließen, dürfen in Verkehr gebrachte verzehrfertige Lebensmittel während der gesamten Haltbarkeitsdauer nicht mehr als 100 Keime von Listeria monocytogenes pro Gramm enthalten", erläutert das BfR.

Auf die Lieferung der Listerien-befallenen Wurstwaren aus Dänemark reagierte nun das Gesundheitsministerium in Kiel. Krankenhäuser wurden vorsorglich informiert, um sie für einschlägige Symptome einer Listerieninfektion zu sensibilisieren. Ziel sei es, ohne Zeitverlust zu einer Diagnose zu kommen und gegebenenfalls Mitbetroffene aus dem Umfeld von Erkrankten - etwa aus demselben Haushalt - zu schützen. ga/dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort