Kommentar zu Gas aus Katar Mut zur Veränderung

Meinung · Der Gas-Lieferant Russland muss durch eine Vielzahl von Alternativen ersetzt werden, meint unsere Autorin. Doch die vereinbarten Lieferungen aus Katar kommen zu spät und schaffen neue Abhängigkeiten.

Erdgas kann in flüssiger Form über Rohre und auch in Schiffen befördert werden.

Erdgas kann in flüssiger Form über Rohre und auch in Schiffen befördert werden.

Foto: dpa/Marcus Brandt

Wer im warmen Zimmer sitzt, kann sich sehr leicht darüber mokieren, dass die Energie, die seine Heizung antreibt, aus der falschen Quelle kommt. Energie aus Staaten zu beziehen, die Menschenrechte missachten, ist nicht schön. Die jetzt vereinbarten Flüssiggas-Lieferungen aus Katar ab 2026 kommen zu spät, um zügig russisches Gas zu ersetzen. Die Vertragsdauer erscheint mit 15 Jahren sehr lang und schafft neue Abhängigkeiten. Doch diese Kritik muss hinter der Frage der Versorgungssicherheit zunächst zurückstehen. Bertolt Brecht prägte für die Dreigroschenoper den Ausspruch „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“: Über ethische Fragen nachdenken, kann man erst, wenn der Magen voll ist. Für heute bedeutet das: Wenn gesichert ist, dass kurzfristig die Wohnungen beheizt werden können, muss Deutschland grundsätzlich ein Konzept für den Umbau der Energieversorgung erarbeiten.