Pjöngjang Nächste Runde in der Korea-Krise

Peking · Nordkoreas Propagandamaschinerie ist jeden Tag aufs Neue für eine Überraschung gut. Nach der Kriegserklärung gegen Südkorea und der Aufkündigung sämtlicher Vereinbarungen kündigt das Regime in Pjöngjang nun an, seinen Atomkomplex Yongbyon wieder in Betrieb zu nehmen. Sämtliche Anlagen sollen "angepasst und neu gestartet" werden, heißt es.

 Vom Satelliten aufgenommen: Nordkorea will den Atomreaktor Yongbyon wieder in Betrieb nehmen. Der Verbündete China reagierte mit "Bedauern" auf die Ankündigung.

Vom Satelliten aufgenommen: Nordkorea will den Atomreaktor Yongbyon wieder in Betrieb nehmen. Der Verbündete China reagierte mit "Bedauern" auf die Ankündigung.

Foto: dpa

Auf dem Gelände von Yongbyon, rund 100 Kilometer nördlich von Pjöngjang, befinden sich ein Fünf-Megawatt-Reaktor, eine Wiederaufbereitungsanlage und eine Anlage zur Urananreicherung. Bis zu seiner vorläufigen Stilllegung vor fünf Jahren war der Reaktor auch eine Produktionsstätte für waffenfähiges Plutonium. Damals hatte das Regime in Pjöngjang versprochen, die Anlage unbrauchbar zu machen.

Demonstrativ ließ Pjöngjang 2008 den Kühlturm sprengen. Im Gegenzug erhielt das Land dringend benötigtes Erdöl und Lebensmittelhilfen. Nun will das Regime den Betrieb der Anlage wieder aufnehmen. Yongbyon ist der Inbegriff für Nordkoreas Atomprogramm. 1962 hatte die Führung in Pjöngjang in friedlicher Absicht die Anlage errichten lassen.

In den 1970er Jahren gelang es Nordkorea, den Reaktor auf hoch angereichertes Uran umzustellen, was die Leistung des Reaktors zur Stromerzeugung deutlich steigerte. Etwa in dieser Zeit begann das Regime, einen zweiten Reaktor zu errichten, der auch waffenfähiges Plutonium erzeugen konnte. Aber erst in den 1980er Jahren dämmerte der Weltgemeinschaft: Nordkorea baut an der Bombe.

Es sollte jedoch noch einmal fast ein ganzes Jahrzehnt vergehen, bis die Welt diese Erkenntnis schwarz auf weiß hatte. 1994 erklärte Nordkorea ganz offiziell seinen Austritt aus der Internationalen Atomenergiebehörde. Als 1998 Nordkorea erstmals eine mehrstufige Rakete in die Luft schoss - angeblich zum Transport eines Satelliten -, erhärtete sich der Verdacht, dass Nordkorea auch an einer eigenen Rakete bastelt.

2003 trat Nordkorea aus dem Atomwaffensperrvertrag aus und bekannte sich zwei Jahre später erstmals zum Besitz von Atomwaffen. Im Oktober 2006 folgte der erste unterirdische Atomtest. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verhängte daraufhin Sanktionen gegen das inzwischen weitgehend isolierte Land.

Die Sanktionen zeigten Wirkung. Der damalige Diktator Kim Jong Il versprach im Februar 2007 die Schließung der Atomanlage in Yongbyon. Im Gegenzug erhielt er die versprochene Energie- und Wirtschaftshilfe. Im Juli wurde der Reaktor tatsächlich abgeschaltet. Doch bereits ein Jahr später schoss Nordkorea erneut Raketen in die Luft. Dieses Mal handelte es sich sogar um Langstreckenraketen.

Nach dem Tod des Diktators Kim Jong Il kam es Anfang 2012 wieder zu Gesprächen. Im Gegenzug für Nahrungsmittelhilfen erklärte sich der junge Kim immerhin zu einem Moratorium bereit. Doch bereits im April schoss Nordkorea erneut eine Rakete in die Luft, die allerdings wenige Sekunden nach dem Start zerschellte. Im Dezember gelang der Schuss ins All dann aber. Im Februar 2013 unternahm Nordkorea seinen inzwischen dritten Atomtest. Seitdem spitzt sich die Lage zu.

Doch ist Nordkorea nun eine Nuklearmacht? "Wenn Atommacht bedeutet, dass man in relativ kurzer Zeit einen nuklearen Sprengkopf sicher ins gewünschte Ziel bringen kann", sagt der Nordkorea-Experte Werner Pfennig von der Freien Universität Berlin, dann sei Nordkorea noch keine. Das Regime verfüge über das Material und die Komponenten. Aber das passe noch nicht zusammen.

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