Kommentar zum Urteil gegen Sven Lau Noch viel zu tun

Meinung · Die eigentliche Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen des Terrorismus in der deutschen Gesellschaft findet nur sehr zurückhaltend statt, kommentiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

Das Urteil gegen den Salafisten-Prediger Sven Lau ist ein Signal. Terroristen und ihre Helfer müssen damit rechnen, für ihr Tun zur Rechenschaft gezogen zu werden. Der Rechtstaat ist langsam unterwegs, aber am Ende ist deutlich, dass politische Gewalt oder ihre Unterstützung bestraft werden. Doch das ist nur die Antwort auf einen Teil des Problems. Sven Lau gehört zu den auffälligsten Erscheinungen im Bereich deutscher Islamisten.

Er galt vielen Jugendlichen als Vorbild. Sie glaubten, bei Lau einen Sinn zu finden, den sie sonst nirgendwo sahen. Laus Talent für die eigene Inszenierung, seine demonstrative Überheblichkeit gegen die Spielregeln der freiheitlichen Gesellschaft und gegen Andersdenkende machten ihn bekannt und zu einem Idol. Wenn er als selbst ernannte Scharia-Polizei durch Wuppertal zog, dann war das die maximale Provokation.

Das Gericht hat gestern nicht über seine Haltung und über seine öffentlichen Auftritte geurteilt. Ungeklärt ist die Frage, was Lau und seine verqueren Ansichten für immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene so attraktiv macht. Die Fälle junger deutscher Frauen im Irak unterstreichen das noch einmal. Beunruhigend ist ferner, dass die Zahl der deutschen Salafisten eher noch wächst.

Die eigentliche Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen des Terrorismus in der deutschen Gesellschaft findet nur sehr zurückhaltend statt. Sie ist auch sehr viel schwieriger als die juristische Bearbeitung solcher Fälle. Hilfen beim Ausstieg aus der Szene sind wichtig. Noch besser wäre, immer weniger junge Menschen schlössen sich ihr an.

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