Interview „NRW-Hochschulen können mit mehr Freiheit und mehr Geld umgehen“

Für Andreas Pinkwart hat das Rheinland die Chance, als Wissenschaftsregion in Deutschland auch künftig ganz oben mitzuspielen. Er kennt die Hochschullandschaft von zwei Seiten - als Politiker und Professor.

Wie steht NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern da?

Andreas Pinkwart: NRW konnte vor Jahren mit mehr Hochschulautonomie und zusätzlichen finanziellen Spielräumen deutlich aufholen. Die Politik hat diese Spielräume dann aber wieder eingeengt und die Aufholjagd ohne Not abgebremst.

Bei der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder haben es nur zwei Unis aus NRW in die Spitze geschafft. Sind Aachen und Köln die einzigen, die den süddeutschen Unis Paroli bieten können?

Pinkwart: Das Rheinland ist bundesweit nach Berlin und München Deutschlands stärkste Wissenschaftsregion. Nur mit der ABCD-Region (Aachen, Bonn, Köln - Cologne -, Düsseldorf, d.Red.) hat NRW eine Chance auch künftig ganz oben mitzuspielen. Dazu kommen die Ruhruniversitäten, wenn sie ihre Kooperation strategisch weiter ausbauen. Notwendig sind allerdings zusätzliche Anstrengungen des Landes.

Welche Rolle spielen im Vergleich die Exzellenzcluster, die Fachbereiche an den Universitäten fördern?

Pinkwart: Sie schaffen die kritische Masse für interdisziplinäre Spitzenforschung innerhalb einer Uni wie mit Forschungseinrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft.

Gucken bei diesem Programm die Fachhochschulen und andere universitätsähnliche Ausbildungsstätten in die Röhre?

Pinkwart: Deutschland stellt gerade noch ein Prozent der Weltbevölkerung. Der mit Abstand größte Teil der weltweiten Forschung findet folglich woanders statt. Wenn wir dennoch vorne mitspielen wollen, brauchen wir beides: Breite und Spitze.

Ab 2017 werden die bisher befristeten Förderprogramme für Exzellenz in eine dauerhafte Strategie umgemünzt. Werden die Gewinner auf ewig bevorteilt und die anderen zu Verlierern abgestempelt?

Pinkwart: Das Programm ist so breit angelegt, dass alle schon bislang forschungsstarken Unis eine hohe Chance haben, durch Spitzencluster Teil der Initiative zu bleiben. Zudem können exzellente Forscher auch künftig ihre Stärken über die DFG immer wieder neu beweisen. Und das ist auch gut so.

Sie sind Rektor der HHL Graduate School of Management in Leipzig (früher Handelshochschule Leipzig) und seit 2014 mit einem Ableger in Köln vertreten. Was war der Beweggrund, in NRW vertreten zu sein?

Pinkwart: Es gibt nach wie vor einen erheblichen Mangel an universitären berufsbegleitenden Master-Studiengängen. Hier kommen wir unseren Studierenden an Wochenenden räumlich entgegen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, wie die Forschungs- und Hochschullandschaft in NRW vorangebracht werden könnte, was müsste geschehen?

Pinkwart: Die Hochschulen in NRW haben gezeigt, dass sie mit mehr Freiheit und mehr Geld auch durch faire Studienbeiträge verantwortlich umgehen und in kurzer Zeit sehr viel erreichen können. Ich würde ihnen diese Chancen gerne wieder zurückgeben.

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