Kritik an Prüfungen Nur 3000 Beschwerden zum Mathe-Abi in NRW

Düsseldorf · Während in Bayern gut 60.000 Schüler Online-Petitionen gegen das Mathe-Abi unterschrieben haben, gibt es in NRW deutlich weniger Beschwerden. Derweil spricht sich die Gewerkschaft für eine Überprüfung der Aufgaben aus.

 Wie sich die Zeiten gleichen: Im Jahr 2013 demonstrierten Schüler, weil sie fanden, dass die Aufgaben in ihrem schriftlichen Mathe-Abitur zu schwer waren. Damals wurde auch in NRW massiv protestiert.

Wie sich die Zeiten gleichen: Im Jahr 2013 demonstrierten Schüler, weil sie fanden, dass die Aufgaben in ihrem schriftlichen Mathe-Abitur zu schwer waren. Damals wurde auch in NRW massiv protestiert.

Foto: dpa

In Nordrhein-Westfalen hält sich die Empörung über die Abiturklausuren im Fach Mathematik im Vergleich zu anderen Bundesländern bisher in Grenzen. Während sich in Bayern mehr als 60.000 Schüler über den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben beschwerten und auch in Niedersachsen, Berlin und Brandenburg Tausende Abiturienten Protest erhoben, belief sich die Anzahl der Beschwerden in NRW in zwei Online-Petitionen bis zum Abend nur auf knapp 3000. In sozialen Netzwerken gab es hingegen viele Schüler, die Sätze posteten wie „ein Glück lebe ich in NRW. Die Mathe-LK-Prüfung war hier sehr machbar“. Ein anderer fragte sich selbst: „Warum habe ich eigentlich so viel gelernt?“

Die Bundesländer bedienen sich bei der Auswahl der Leistungs- und Grundkurs-Klausuren in den Fächern Mathematik, Deutsch, Englisch und Französisch aus einem gemeinsamen Pool, in den die Kultusministerkonferenz (KMK) verschiedene Aufgaben einstellt. Ob die in Bayern beanstandeten Aufgaben dieselben sind wie in NRW, konnte das Schulministerium am Dienstag nicht beantworten. Da die Länder den Pool-Aufgaben eigene hinzufügen können, ist auch denkbar, dass es sich um ganz unterschiedliche Mathe-Prüfungen handelte.

Keine zentralen Prüfungen

Die KMK merkt aber an, dass die Pool-Aufgaben einen Standard setzen, der auch für die landeseigenen Aufgaben Richtschnur sein soll. Demnach dürften die Niveau-Unterschiede zwischen Bayern und NRW nicht mehr allzu groß sein.

Die Aufgaben werden auf Basis von Entwürfen der Länder unter der fachlichen Koordination und Leitung des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität entwickelt. Zu zentralen Prüfungen, also einem bundesweiten Zentralabitur, wird es auch in Zukunft nicht kommen. Dies würde eine inhaltliche Einengung bedeuten, die nicht gewollt sei, so die KMK.

Gewerkschaft mahnt Überprüfung an

Derweil hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Überprüfungen der Aufgaben angemahnt. In Bundesländern mit zahlreichen Beschwerden müssten sich die jeweiligen Kultusministerien mit den Schülern zusammensetzen, sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Auch eine Fachkommission müsse sich dann noch einmal mit den Aufgaben befassen. Wenn eine solche Kommission zu dem Ergebnis komme, dass die Prüfung zu schwer gewesen sei, gebe es nur eine faire Lösung: „Die Bewertung muss großzügiger ausfallen“, sagte Hoffmann.

Der Mathematik-Professor Reinhard Oldenburg von der Universität Augsburg wies auf die Herausforderungen bei der Formulierung der Aufgaben für die Abiturklausuren hin. Es sei nicht ganz leicht, den Schwierigkeitsgrad zu justieren, sagte er dem Redaktionsnetzwerk.

Oldenburg zeigte sich aber vor dem Hintergrund der kritisierten Aufgaben in Bayern überzeugt: „Das Mathe-Abitur ist nicht schwerer als früher, aber anders.“ Das Abitur sei „stärker kompetenzorientiert“. Das sei auch sinnvoll, „da es ja nicht im Wesentlichen darum gehen sollte, einfach nur Rechenverfahren zu erlernen, die heute jedes Handy besser beherrscht als der Mensch“.

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