Linken-Chef Bernd Riexinger Paukenschlag auf fremdem Boden

BERLIN · Von dem umstrittenen Vorsitzenden der Linken, Bernd Riexinger, ist bekannt, dass er national wie international sehr gut vernetzt ist. Er steht seit seiner Wahl im Juni recht gern im Rampenlicht. Am Dienstag lieferte er dafür einen neuerlichen Beweis: Riexinger nahm an der zentralen Demonstration in Athen gegen den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel teil.

 Der Linken-Chef Bernd Riexinger (l.) protestierte in Athen gegen Merkels Besuch.

Der Linken-Chef Bernd Riexinger (l.) protestierte in Athen gegen Merkels Besuch.

Foto: ap

Dabei war er häufig in der ersten Demonstranten-Reihe zu sehen, damit auch die Fotografen auf ihre Kosten kamen. Sie sollten ihn mit den griechischen Vertretern der radikalen Linken zeigen. Auf den Demonstrationszügen war die Kanzlerin mit Hakenkreuz-Symbolen verunglimpft worden.

Der Vorgang sucht seinesgleichen: Über Jahrzehnte hinweg gab es für deutsche Politiker auf Auslandsbesuchen eine Regel: Über die innenpolitischen Auseinandersetzungen in Deutschland wird im Ausland nicht diskutiert, geschweige denn demonstriert. Und das entspricht auch international geltenden Standards. Vereinzelt gab es wohl immer wieder Ausnahmen von der Regel.

Aber dass ein deutscher Parteichef, und der ist Riexinger mittlerweile, zu einem Anti-Kanzlerprotest reist, hat auch etwas mit Verwendung von Steuergeldern zu tun. FDP-Generalsekretär Patrick Döring ätzte: "Riexinger bricht bewusst mit außenpolitischen Gepflogenheiten und verschärft die Lage vor Ort."

Noch schärfer nahm sich die CSU-Landesgruppen-Chefin Gerda Hasselfeldt den Linken-Chef vor: "Es ist beispiellos und empörend, wie der Vorsitzende einer im Bundestag vertretenen Partei die anti-deutschen Proteste in Athen als Bühne nutzt, um Politik gegen die Interessen des eigenen Landes zu machen."

Riexinger geriet also mächtig unter Beschuss. Die stellvertretende Parteivorsitzende Sarah Wagenknecht nannte die Kritik an ihrem Chef dagegen "haltlos". Wenn Riexinger nach Athen reise, dann tue er das nicht zuletzt im Interesse der deutschen Steuerzahler. Aber auch für die Verteidigung der Interessen Griechenland sei damit einiges getan worden.

Es müsse, so Wagenknecht, verhindert werden, dass Griechen wie Deutsche "über den Tisch gezogen werden". In Europa müsse es möglich sein, über Grenzen hinweg gegen eine falsche europäische Politik zu demonstrieren.

Nun ist der 56-jährige Bank-Kaufmann nicht gerade Everybody's Darling in der eigenen Partei. Er gilt als "Vulgär-Marxist". Beim DGB nennen ihn einige "Niete". Andere äußern sich differenzierter: Riexinger sei ein "umsichtiger" Politiker".

Als "Mann des Ausgleichs" pries ihn der Linken-Vormann Lafontaine. Ganz herumgesprochen hat sich diese Einschätzung aber nicht. In einzelnen Bezirken traten nach seiner Wahl in Göttingen die dortigen Vorstände komplett zurück.

Mit seinem Griechenland-Trip wollte Riexinger sein innerparteiliches Profil schärfen und der schwindenden Beliebtheit seiner Partei in der Wählergunst begegnen. Die Frage ist, ob er das schafft. Denn vor seiner Wahl hat der Linke-Politiker auf Landesebene nur begrenzte Erfolge erzielt. Daran lässt er sich aber nicht gern erinnern.

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