Pflege wird für Betroffene immer teurer

Berlin · Versicherte müssen für die Pflege immer tiefer in die Tasche greifen. An den Leistungen der Versicherung ändert sich jedoch wenig. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der Krankenkasse Barmer GEK hervor.

 Pflege geht ganz schön ins Geld. Weit mehr als Tausend Euro müssen Betroffene pro Monat zum Teil selbst aufbringen. Nicht jeder kann sich das leisten. Foto: Oliver Berg/Archiv

Pflege geht ganz schön ins Geld. Weit mehr als Tausend Euro müssen Betroffene pro Monat zum Teil selbst aufbringen. Nicht jeder kann sich das leisten. Foto: Oliver Berg/Archiv

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Demnach lag der monatliche Eigenanteil in der stationären Pflege bei Pflegestufe I 2011 im Durchschnitt bei 1380 Euro, bei Pflegestufe III bei 1802 Euro. Zum Vergleich: 2009 waren es je 1351 und 1791 Euro. Demgegenüber blieben die Versicherungsleistungen in diesem Zeitraum konstant.

Die Eigenanteile machen im stationären Bereich mehr als die Hälfte der Gesamtkosten aus. Das Problem sei, dass die Versicherungsleistungen real immer weniger wert seien, sagte Professor Heinz Rothgang vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, Autor des Pflegereports. Denn die Gesamtkosten für die Heimpflege sind seit 1999 kontinuierlich gestiegen. Diese Zunahme wird dann mit höheren Eigenanteilen ausgeglichen.

Gestiegen ist auch der Eigenanteil am Pflegesatz, also den Ausgaben ohne die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen wie Umbauten. "Da müsste eigentlich eine Null stehen", sagte Rothgang. Die Leistungen der Pflegeversicherung hätten allerdings nur bei ihrer Einführung 1995 teilweise ausgereicht, diese Pflegesätze zu deckeln.

Rothgang forderte daher eine jährliche Anpassung der Versicherungsleistungen, um den Wertverlust zu verhindern. Den Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD bewertete er in diesem Punk als nicht ausreichend.

Auch der Sozialverband VdK verlangte eine "große Pflegereform" von der Koalition. Die Pflegeversicherung müsse komplett umgebaut werden. VdK-Präsidentin Ulrike Mascher sagte, ihr Verband prüfe Möglichkeiten, zur Verbesserung der Pflege vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen.

Dass es durchaus Verbesserungsbedarf gibt, wird an der Höhe der Gesamtkosten für Pflegebedürftige ersichtlich: Sie liegen für Frauen bei 41 000 Euro, für Männer bei 21 000 Euro. Das hatten die Autoren des Pflegereports im vergangenen Jahr errechnet.

Eine Vielzahl der Pflegebedürftigen kann sich diese hohen Kosten nicht leisten. Rund 30 Prozent der Bewohner von Heimen empfingen Sozialhilfe, sagt Rolf Müller, Co-Autor des Pflegereports. Die Zahl sei über die Jahre relativ konstant geblieben.

In der ambulanten Pflege gibt es deutlich weniger Bezieher der sogenannten "Hilfe zur Pflege": 2011 standen hier rund 90 000 Empfängern etwa 240 000 im stationären Bereich gegenüber. Insgesamt ist der Anteil derer, die ambulante Pflege in Anspruch nehmen, gestiegen.

Auch die Zahl der Pflegebedürftigen insgesamt ist rasant angewachsen: 2011 zählte der Report 2,5 Millionen Bedürftige, 1999 waren es noch 2 Millionen. Für 2050 werde wegen der demografischen Entwicklung mit 4,5 Millionen gerechnet, sagte der Vizepräsident der Barmer-GEK, Rolf-Ulrich Schlenker.

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