Schlechter als im Bundesschnitt Regionalzüge in NRW häufiger unpünktlich

Düsseldorf/Bonn · Die Deutsche Bahn kämpft bei ihrer Personenahverkehrs-Tochter mit Problemen. 2018 verschlechterten sich die Pünktlichkeitswerte. Vor allem NRW ist betroffen.

Baustellen, technische Defekte, Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen und Extremwetter erschweren der Deutschen Bahn zunehmend auch im Regionalverkehr den Betrieb. Wie der Staatskonzern am Montag mitteilte, betrug die Pünktlichkeitsquote, also der Anteil der Züge, die weniger als sechs Minuten verspätet waren, bei der Tochter DB Regio in NRW im vergangenen Jahr 91,3 Prozent. 2017 hatte der Wert bei 92,5 Prozent gelegen. Schlechter als in NRW war die Quote 2018 nur in Bremen, Schleswig-Holstein und Hessen. Im bundesweiten Schnitt betrug sie 94,1 Prozent.

NRW sei ein Bundesland mit hoher Verkehrsdichte, sagte ein Bahnsprecher. Insbesondere der Knoten Köln sei stark belastet. „Die Strecke zwischen Köln und Dortmund ist mit einer Auslastung von 140 Prozent an ihren Grenzen.“ Gerade langlaufende Linien wie die RE5 zwischen Wesel und Koblenz und die RE1 zwischen Hamm und Aachen passierten zahlreiche hoch frequentierte Knoten, bei denen sich auch kleine Störungen aufsummierten. DB Regio hat in NRW noch einen Marktanteil zwischen 30 und 40 Prozent, den restlichen Teil übernehmen private Eisenbahnverkehrsunternehmen. Laut einer Übersicht über die durchschnittlichen Verspätungen 2018 gingen jedoch sieben der zehn Linien mit den längsten Verspätungszeiten auf das Konto von DB Regio.

Verspätungen im Herbst

Besonders groß waren die Verspätungen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Herbst, wie NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) im Februar dem Verkehrsausschuss des Landtags berichtet hatte. Demnach waren im Zeitraum September bis November 2018 nur gut 73 Prozent der Regionalexpress-Züge pünktlich. Bei den Regionalbahnen betrug die Pünktlichkeitsquote 83,4 Prozent. Für diese Aufstellung wurden allerdings nur Züge als pünktlich gezählt, die weniger als vier Minuten zu spät kommen. Zudem wurden die Züge aller Bahngesellschaften, nicht nur die der DB, gezählt.

Regionalzüge werden im Auftrag der Länder von den Verkehrsverbünden bestellt und bezuschusst. Bei Verspätungen können die Länder ihre Zahlungen kürzen.

Situation könnte sich noch verschlechtern

Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn NRW, warnte mit Blick auf die Baustellen, dass sich die Situation in den nächsten Jahren noch verschlechtern könne: „Die Bautätigkeit wurden in den vergangenen Monaten zwar massiv ausgeweitet, wir sind aber noch längst nicht am Anschlag, weil die Bahn wichtige Projekte wegen fehlender Planungs- und Ausführungskapazitäten verschieben musste.“ Ebbers größte Sorge gilt den Brücken an Rhein und Ruhr. „Es wäre fatal, wenn wir eine Situation wie bei der Müngstener Brücke bekämen und Brücken komplett saniert und dafür länger gesperrt werden müssten.“

Daneben nennt er das Fachkräfteproblem als Hauptfaktor für Verspätungen. Der Markt für Lokführer sei leergefegt, die Nachwuchsgewinnung gestalte sich wegen der anhaltenden Diskussion über automatisch fahrende Züge schwierig. Noch seien die Fahrgäste geduldig. „Man ist aber dabei, ihre Schmerzgrenze zu testen.“

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