Putzfrau-Affäre Schickte Ex-Postvorstand den Drohbrief an Steinbrück?

BONN/MÜNCHEN · Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt offenbar gegen Hermann Ude. Der ehemalige Postvorstand soll den anonymen Brief an SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und seine Frau geschickt haben, in dem mit Enthüllungen über angebliche Schwarzarbeit seiner Haushaltshilfe gedroht wurde. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ).

Ude habe sich über Äußerungen von Steinbrück über die Ausbeutung von Geringverdienern geärgert, sagte er der Staatsanwaltschaft laut SZ. Gegen den 52-jährigen Ude werde wegen des Verdachts auf versuchte Nötigung ermittelt. Am 30. August wurde der anonyme Brief verschickt, in dem der SPD-Kanzlerkandidat zum Rückzug aufgefordert wurde. Andernfalls werde die Öffentlichkeit über Schwarzarbeit einer Putzfrau im Bonner Haushalt der Steinbrücks in den 90er Jahren informiert, so der Verfasser.

Der Kanzlerkandidat und seine Frau Gertrud hatten die Ermittlungsbehörden eingeschaltet und den Anschuldigungen vehement widersprochen. Laut Steinbrück hatte seine Schwiegermutter die Putzhilfe als Geschenk an das Ehepaar bezahlt. Eine Festanstellung habe die Haushaltshilfe abgelehnt, woraufhin man sich getrennt habe. Die Putzfrau arbeite heute unter anderem bei Ude, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Der Manager, der von 2008 bis 2011 bei der Deutschen Post im Vorstand für das Frachtgeschäft zuständig war, galt als einer der engsten Vertrauten des früheren Post-Chefs Klaus Zumwinkel. Er war zeitweise dessen Büroleiter. Sowohl Zumwinkel als auch Ude haben bei der Unternehmensberatung McKinsey gearbeitet, die als Kaderschmiede für Post-Manager gilt.

2011 wurde Ude im Vorstand des Bonner Konzerns überraschend von Roger Crook abgelöst. Seit 2012 ist Ude als Geschäftsführender Gesellschafter der Trainings Beteiligungsgesellschaft mbH in Bonn im "Bereich e-learning und Talentmanagement" tätig. Das geht aus einem Lebenslauf Udes hervor, der bei der Universität Bonn hinterlegt ist. Hier wurde Ude in diesem Jahr zum Mitglied des Hochschulrates ernannt.

[kein Linktext vorhanden]Aus Udes Umgebung will die SZ erfahren haben, Zumwinkel habe von dem Brief seines früheren Mitarbeiters "mit Sicherheit nichts gewusst". Die Staatsanwaltschaft Bonn, deren Politische Abteilung in diesem Fall ermittelt, gehe derzeit davon aus, dass Ude ohne Kenntnis anderer den Brief geschrieben hat, berichtet die Zeitung weiter. Eine zuverlässige Quelle behaupte , schon Mitte August sei in konservativen Kreisen über einen solchen Vorwurf gegen Steinbrück gesprochen worden. Auch da sei es um eine angeblich illegale Beschäftigung im Haushalt von Steinbrück gegangen. Udes Umgebung dementiert diese Behauptung.

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