Leben oder Tod Schlussphase im Prozess gegen den Boston-Bomber
Boston · War er ein kaltblütiger Mörder oder ein leicht beeinflussbarer Mitläufer? In welchem Licht die Geschworenen ihn sehen, wird über Leben oder Tod für den Bombenleger von Boston entscheiden.
Im Prozess gegen den Attentäter vom Boston-Marathon müssen jetzt die Geschworenen über Leben oder Tod des Angeklagten Dschochar Zarnajew entscheiden. Die Beratungen der Jury sollten nach Abschluss der Schlussplädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigern beginnen - spätestens am Donnerstag. Für ein Todesurteil ist Einstimmigkeit nötig. Kann sich die Jury nicht einigen, wird Zarnajew automatisch mit lebenslanger Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis bestraft.
Zum Auftakt der Plädoyers am Mittwoch in Boston bezeichnete Anklagevertreter Steven Mellin Zarnajew als einen kaltblütigen Terroristen. Der heute 21-Jährige habe so viele Menschen wie möglich töten wollen, lege einen "erschreckenden Mangel an Reue" an den Tag und verdiene die Todesstrafe.
Zarnajew hatte im April 2013 mit seinem älteren Bruder Tamerlan zwei Bomben am Zieleinlauf des Marathons gezündet und dadurch drei Menschen ermordet. 260 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Der Amerikaner tschetschenischer Abstammung war im April in allen 30 Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Danach gab es eine zweite Prozessphase darüber, ob Zarnajew zum Tod oder zu lebenslanger Haft verurteilt werden soll.
Darin hatten Zarnajews Anwälte ihren Mandanten als einen Mitläufer porträtiert, der unter dem Einfluss seines radikalisierten Bruders gestanden habe. Eine Argumentation entlang dieser Linie wurde auch im Schlussplädoyer der Verteidigung erwartet.
Bereits zuvor hatte Richter George O'Toole den Geschworenen Anweisungen für ihre Beratungen für das Strafmaß erteilt. "Die Wahl zwischen diesen Alternativen liegt allein bei Ihnen, bei Ihnen allein", sagte er.
