Schutzbund: Beruf und Familie nur schwer zu vereinbaren

Berlin · Angesichts neuer alarmierender Daten zur Geburtenflaute in Deutschland kritisiert der Kinderschutzbund scharf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

 Wunsch oder gesellschaftliche Wirklichkeit? Eine junge Mutter zwischen Laptop und Kleinkind. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archiv

Wunsch oder gesellschaftliche Wirklichkeit? Eine junge Mutter zwischen Laptop und Kleinkind. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archiv

Foto: DPA

"Wir haben große Defizite bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und es fehlt leider auch das Bewusstsein und die feste Überzeugung, dass Kinder wirkliches Glück ins Haus bringen", sagte Präsident Heinz Hilgers der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag). "Junge, intelligente Frauen entscheiden sich nicht wegen des Elterngeldes oder 150 Euro Betreuungsgeld für Kinder." Eltern wollten keine "Massen-Kindertagesstätten, sondern qualitativ hochwertige Angebote", dies gelte gerade für die Höherqualifizierten.

Einer Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zufolge ist Kinderkriegen in Deutschland noch immer unattraktiv. Den Hauptgrund sieht die Studie im Konflikt von Beruf und Familie. Hinzu komme die fehlende gesellschaftliche Anerkennung für berufstätige Mütter, gepaart mit gestiegenen Anforderungen und Erwartungen.

Die CSU-Familienexpertin Dorothee Bär sagte, in Deutschland seien Kinder häufig ein lange geplantes Megaprojekt, während sie zum Beispiel in Frankreich ganz selbstverständlich zum Leben dazugehörten. "Sie werden nicht minuziös zu einer bestimmten Lebensphase geplant, sondern sind zu jeder Zeit willkommen", sagte die familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Dass Paare sich gegen Kinder entscheiden, weil sie den Erwartungsdruck der Gesellschaft fürchten, nannte Bär "eine ungute Entwicklung". "Was jungen Paaren und Eltern Mut macht, sind Vorbilder aus allen Bereichen, die ihnen die Lust aufs Kind vorleben", sagte sie.

Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt nannte die Vereinbarkeit von Beruf und Familie "eines der zentralen Anliegen der deutschen Arbeitgeber". Nachholbedarf habe vor allem die Politik, sagte Hundt den Dortmunder "Ruhr Nachrichten". "Um Erziehenden dabei zu helfen, Familie und Beruf erfolgreich miteinander zu vereinbaren, muss der bedarfsgerechte Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur höchste Priorität erhalten." Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, könne allerdings nur gelingen, wenn alle gesellschaftlichen Akteure zusammenwirkten.

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