Auf vielen Kanälen So wirbt die Bundeswehr um jungen Nachwuchs

Bonn · Der Wehrbeauftragter sorgt sich wegen zu weniger neuer Soldaten. Da die Truppe jedoch vergrößert werden soll, wirbt die Bundeswehr auf unterschiedlichen Ebenen in eigener Sache.

 Soldaten in der Grundausbildung (Symbolbild).

Soldaten in der Grundausbildung (Symbolbild).

Foto: dpa

Seit die allgemeine Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 ausgesetzt worden ist, konkurriert die Bundeswehr mit anderen Arbeitgebern um den Nachwuchs. Erst im Januar beklagte der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) in seinem Jahresbericht, dass es zu wenige neue Soldaten gebe. „Obwohl die Bundeswehr im Berichtsjahr ein Plus von 4000 Zeit- und Berufssoldaten meldet, ist im Gegensatz dazu die Zahl der neu in die Bundeswehr eingetretenen Soldatinnen und Soldaten um 3000 auf nur noch 20.000 Neueintritte gesunken, der niedrigste Stand in ihrer Geschichte“, sagte Bartels. „Das heißt, die Bundeswehr wächst, aber sie gewinnt immer weniger neues Personal.“

Dabei soll die Truppe vergrößert werden – von derzeit etwa 180.000 Soldaten auf 203.000 bis 2025. Und das vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und deutlich sinkender Schulabgängerzahlen. Herausforderungen, die auch Bartels in seinem Bericht nennt.

Werbung auf vielen Kanälen

Deshalb wirbt die Bundeswehr auf unterschiedlichen Ebenen und Plattformen in eigener Sache. Karriereberater sprechen mit Kandidaten, Jugendoffiziere informieren in Schulen und die Streitkräfte bauen Informationsstände auf Messen auf. Und am Internationalen Frauentag Anfang März verteilte die Bundeswehr am Brandenburger Tor in Berlin Blumen, Soldaten sprachen gezielt Frauen an.

Hinzu kommen multimediale Imagekampagnen sowie Aktionen in sozialen Medien – und nicht zuletzt Infos auf der eigenen Homepage nebst dem Jugendportal bundeswehrentdecken.de.

Dort adressieren die Streitkräfte die jungen Leute in den Medien, in denen sie täglich unterwegs sind. Auf dem hauseigenen Youtube-Kanal gibt es 31 mit Musik unterlegte und schnell geschnittene Kurzvideos zum Auslandseinsatz in Mali, zu den Erfahrungen neuer Rekruten oder einen Blick hinter die Kulissen des Kommandos Spezialkräfte (KSK). Hunderttausende klicken die jeweiligen Videos an, manchmal wird auch die Millionenschwelle geknackt.

Kritik an Werbung

Der Wehrbeauftragte äußert in seinem Bericht aber durchaus auch Kritik an dieser Form der Werbung etwa bei Youtube-Serien wie „Die Springer“ oder „KSK“, die für das Image „in gewisser Weise durchaus wirkungsvoll seien“, aber am wirklichen Bedarf vorbeigingen.

Zurückhaltung empfiehlt Bartels auch bei personalisierter Werbung an Minderjährige, die einige Eltern kritisiert hatten. „Jugendliche hatten ungebeten Postkarten erhalten, auf denen auf der Vorderseite im Stil des Namensschildes des Kampfanzuges der Name des Minderjährigen aufgedruckt ist. Damit verbunden ist die Frage an den Adressaten, ob er oder sie bereit für den Dienst sei“, heißt es dazu in seinem Bericht.

Wer sich für eine Karriere bei der Bundeswehr interessiert, wird auf der Homepage umfassend informiert – vom Aufbau der Streitkräfte über die Dienstgrade bis zu den Einsätzen. Im Karriereportal bekommt man nach dem Beantworten von sechs Fragen mehrere Joboptionen vorgeschlagen. Und für sportbegeisterte Jugendliche veranstalten die Streitkräfte die „Bundeswehr Olympix“, bei denen es einen Segeltrip mit der Marine oder Erlebnistage bei Luftwaffe oder Heer zu gewinnen gibt. Kein Praktikum, aber Schnuppertage bei der Truppe im Konkurrenzkampf mit anderen Arbeitgebern.

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