Nach Kostenexplosion Stuttgart 21 und der Ausbau der S-Bahn zum Flughafen Köln/Bonn

BONN · Der Ausbau der S-Bahn-Linie 13 von Troisdorf bis Oberkassel ist eines der wichtigsten Verkehrsprojekte in der Region. Das sagen Politiker aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis regelmäßig, soll die Strecke doch den Flughafen mit der Bundesstadt verbinden.

 Die Trasse der S13 in Vilich Richtung Norden.

Die Trasse der S13 in Vilich Richtung Norden.

Foto: Cem Akalin

Insofern war der Sturm der Entrüstung am Montag groß, nachdem der "Spiegel" berichtet hatte, dass die Kostenexplosion beim Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 den Ausbau wichtiger Schienenstrecken gefährde.

Das Nachrichtenmagazin berief sich darauf, dass Bahn-Vorstand Volker Kefer in einer Aufsichtsratsitzung in der vorigen Woche zweierlei tat: Einerseits habe er eingeräumt, dass sich der Bau des Bahnhofs um gut zwei Milliarden Euro verteuern könnte, wovon die Bahn 1,1 Milliarden übernehme.

Andererseits legte Kefer eine Liste von Ausbauprojekten vor, die auch wegen fehlender Mittel aus dem Bundeshaushalt in den kommenden fünf Jahren nicht finanziert werden könnten. Darauf standen vier Projekte aus dem Rhein-Main- bzw. Rhein-Neckar-Raum sowie zwei aus NRW: der mit knapp 4,5 Milliarden Euro veranschlagte Rhein-Ruhr-Express (RRX), der als schnelle Linie von Dortmund bis Köln fahren soll, und die S13 zwischen Troisdorf und Oberkassel, für die ein Finanzierungsbedarf von 434 Millionen Euro zu Buche steht.

Laut "Spiegel" bestritt ein Bahnsprecher einen Zusammenhang zwischen Mehrkosten für Stuttgart 21 und der Streichliste. Auch Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube will davon nichts wissen. Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) erklärte gestern, Grube habe ihm versichert, "dass in Nordrhein-Westfalen keine Projekte der Deutschen Bahn den Mehrkosten des Projekts Stuttgart 21 zum Opfer fallen werden".

SPD und Grüne in der Region sind trotzdem alarmiert. Der Rhein-Sieg-Landtagsabgeordnete Horst Becker (Grüne) glaubt Grube nicht. Wenn die Mehrkosten für Stuttgart und die Streichungen der anderen Projekte nichts miteinander zu tun hätten, "dann soll er doch sagen, wann die S13 weiter geplant wird und wann sie gebaut werden kann", sagte Becker gestern dem General-Anzeiger.

Sein Bonner Fraktionskollege Rolf Beu, zugleich Sprecher für Bahnpolitik der Grünen im Landtag, forderte Bahn und Bund auf, ihrer Verantwortung für NRW gerecht zu werden. "Die Menschen in NRW haben es nicht verdient, zu Leidtragenden eines verfehlten Gigantomanie-Projektes in Süddeutschland zu werden."

Der Bonner Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (SPD) hob hervor, dass Nordrhein-Westfalen Geld des Bundes für die S13 fest zugesagt worden sei. In dem Zusammenhang kritisierte Kelber, dass Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ohnehin schon übermäßig viele Mittel nach Bayern, Sachsen und Hessen lenke.

Er habe Ramsauer schon mehrfach vorgerechnet, dass NRW und die Region Bonn trotz Bevölkerungswachstums vom Bund weit unterdurchschnittlich mit Finanzmitteln für den Ausbau der Schiene und der Modernisierung der Straße ausgestattet würde. Vertreter von CDU und FDP äußerten sich am Montag nicht.

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