Tabaksteuer vermiest Rauchern die Lust am Qualmen

Wiesbaden · Die mehrstufige Erhöhung der Tabaksteuer vermiest den Rauchern in Deutschland zunehmend die Lust am Qualmen, jedenfalls offiziellen Daten zufolge. Im ersten Quartal 2013 wurden 17 Milliarden Zigaretten versteuert.

 In Deutschland wird so wenig geraucht wie nie seit der Wiedervereinigung - das trifft zumindest auf Zigaretten und andere Tabakwaren zu. Foto: Martin Gerten/Symbolbild

In Deutschland wird so wenig geraucht wie nie seit der Wiedervereinigung - das trifft zumindest auf Zigaretten und andere Tabakwaren zu. Foto: Martin Gerten/Symbolbild

Foto: DPA

Das waren 6,8 Prozent weniger als Anfang 2012 und so wenige wie nie in einem ersten Quartal seit der Wiedervereinigung, berichtete das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden.

Ob tatsächlich weniger Menschen der Nikotinsucht frönen, steht aber auf einem anderen Blatt: Nach einer am Montag veröffentlichten Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG im Auftrag von Philip Morris International (PMI) war im vergangenen Jahr mehr als jede zehnte hierzulande gerauchte Zigarette (11,1 Prozent) gefälscht oder geschmuggelt.

Hinzu kommen nahezu noch mal so viele legal im Ausland erworbene Tabakwaren. Vor allem Raucher, die nahe zu östlichen Nachbarländern lebten, decken sich häufig dort mit Zigaretten ein. KPMG schätzt, dass mehr als jede fünfte hier gerauchte Zigaretten nicht in Deutschland versteuert wird. In den neuen Bundesländern werde sogar nur gut jede zweite Zigarette versteuert, betonte der Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE). Der Steuerausfall in Deutschland liegt nach KPMG-Schätzung bei etwa 4 Milliarden Euro.

Zu den Leidtragenden gehören die Tabakhändler. Sie fürchten weitere Ausfälle durch die geplante EU-Richtlinie, die etwa das Verbot von Slim- und Menthol-Zigaretten und die Einführung von großflächigen Schockbildern auf den Packungen vorsehe. Die Vereinheitlichung von Produkt und Verpackung werde dem illegalen Handel in die Hand spielen: "Das Verbot ganzer Produktgruppen ist ein Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt. Einige Konsumenten werden sich dann zukünftig ihre gewohnte Zigarettenart schwarz besorgen", sagte BTWE-Präsident Rainer von Bötticher. Er sieht rund 25 000 Arbeitsplätze im Einzelhandel gefährdet, vor allem Händler in strukturschwachen Gegenden.

Nach Angaben der Statistiker ging im Auftaktquartal 2013 auch der Absatz von Zigarren und Zigarillos um 13,8 Prozent und die Menge des versteuerten Feinschnitts um 1,4 Prozent zurück. Hingegen stieg der Verkauf von Pfeifentabak um 2,6 Prozent. Insgesamt wurden im ersten Quartal Tabakwaren im Kleinverkaufswert von 5,1 Milliarden Euro versteuert. Das waren 247 Millionen Euro beziehungsweise 4,6 Prozent weniger als im ersten Quartal 2012.

Aufgrund der Steuererhöhung zum Jahreswechsel kostet eine Zigarette nun durchschnittlich 24,50 Cent statt zuvor 24,19 Cent, sagte eine Statistikerin. Die Steuereinnahmen sanken daher auch weniger stark als der Absatz: Dem Staat spülte die Tabaksteuer 2,26 Milliarden Euro in die Kassen - 1,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Anteil allein der Tabaksteuer liegt nach den Angaben inzwischen bei 61,9 Prozent pro Zigarette, hinzu kommt die Mehrwertsteuer.

Nach Angaben des Deutschen Zigarettenverbands (DZV) fließen bei einer Packung mit 19 Zigaretten zum Verkaufspreis von 5 Euro 73,6 Prozent an den Staat, während auf Hersteller und Handel lediglich 26,4 Prozent entfielen: "Im Preis enthalten sind 2,88 Euro Tabaksteuer und 0,80 Euro Mehrwertsteuer."

Dass die Raucher tatsächlich mehr für Glimmstängel ausgeben müssen als im vergangenen Jahr, bezweifelt der Verband: Bislang hätten viele Hersteller die dritte Stufe der Steuererhöhung zum 1. Januar 2013 nicht an die Kunden weitergereicht. Denn die Industrie ist skeptisch, wie lange die Raucher noch immer tiefer in die Tasche greifen werden, um ihrer Sucht zu frönen: Der Preis einer Schachtel mit 19 Zigaretten sei seit 2002 von damals 3,00 Euro auf heute 5,00 Euro gestiegen.

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Mitteilung Bundesamt

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