Fiktive Mundlos-Fahndungsakte "Tatort" fahndet nach NSU-Terroristen

KÖLN · Kommissar Zufall einmal anders: In einer "Tatort"-Folge aus dem Jahr 2001 ist eine fiktive Fahndungsakte eines Sexualverbrechers zu sehen - mit dem Foto eines tatsächlichen Gesuchten.

Fiktive Mundlos-Fahndungsakte: "Tatort" fahndet nach NSU-Terroristen
Foto: ARD/dpa (Montage: GA)

Bei dem Mann mit dem markanten Gesichtsausdruck handelt es sich um keinen Geringeren als Uwe Mundlos, jenen Rechtsterroristen, der mit Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt den "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) gründete, der für insgesamt zehn Morde verantwortlich sein soll und der am 4. November 2011 Selbstmord beging.

Aufgefallen ist die gestellte Akte mit dem mittlerweile bundesweit bekanntem Terroristen-Kopf "Spiegel Online". Auf den Hinweis des Nachrichtenportals habe die Produzentin des Films, Sonja Goslicki, erstaunt reagiert: "Ich bin fast vom Glauben abgefallen: Es ist Mundlos", so Goslicki.

Doch wie kam Mundlos' Foto auf die fiktive "Tatort"-Akte? Und das zu einem Zeitpunkt, wo er und sein Komplize Böhnhardt bereits mit den Morden auf türkische Kleinunternehmer, darunter auch in Köln, begonnen hatten? Reiner Zufall?

Laut der Produktionsfirma des Kölner Krimis habe eine Praktikantin zur Zeit des Drehs von Ende April bis Anfang Juni 2001 nach Angaben des damaligen Requisiteurs die "Phantasieakten" per Hand aus Archivmaterial zusammen kopiert. Das Foto des mutmaßlichen Rechtsterroristen, das 1988 vom Landeskriminalamt Thüringen zu Fahndungszwecken veröffentlicht worden war, sei demnach "irgendwie" dort hineingeraten.

Die junge Mitarbeiterin sei wohl davon ausgegangen, dass es sich um ein Foto eines Mitarbeiters gehandelt habe, so Goslicki dem Bericht zufolge. Normalerweise würden die fiktiven Akten mit Fotomaterial von Kollegen zusammen gebastelt.

In der "Tatort"-Folge mit dem Titel "Bestien" geht es übrigens um einen Vergewaltigungsfall - in dem am Ende Ermittler Max Ballauf Beweismittel vernichtet.

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