Kommentar Terrorismusbekämpfung - Obamas Feldzug

Die Hinrichtung des Terror-Mentors Osama bin Laden vor einem Jahr in Pakistan durch amerikanische Elite-Soldaten hat eine Lücke in das Netzwerk gerissen, die sein "Stellvertreter" Eiman al-Sawahiri nicht füllen kann. Wirkungslos wird Al-Kaida dadurch aber nicht.

Die Einschätzung muss als verfrüht abgebucht werden, mit der nächtlichen Erschießung des Anführers sei die Bewegung, die Amerika den 11. September und der Welt latente Angst, zwei Kriege und Milliardensummen verschlingende Sicherheits-Apparate gebracht hat, strategisch bezwungen.

Die Ideologie des globalen Dschihads, der den Koran mit dem Schwert unter die Völker bringen will, hat vielerorts nicht nur überlebt. Filialen des Terror-Netzwerks in Nordafrika, auf der arabischen Halbinsel und im Jemen haben sich neben einer unbekannten Anzahl von militanten Einzelkämpfern fest auf der Landkarte des Bösen etabliert.

Wie ernst Amerika das nimmt, zeigt Obamas stillschweigende Zustimmung zur Ausweitung der Attacken mit unbemannten Drohnen - Todesstrafe per Luft und ohne Gerichtsverfahren.

Die Geheimdienste dürfen die lautlosen Scharfrichter künftig noch großzügiger einsetzen. Es reicht der Verdacht aus, einen Terroristen zu treffen. Selbstjustiz "made in USA". Das Risiko, dass Unschuldige getroffen werden, wächst. Was radikalen Islamisten in die Hände spielen und den Hass auf Amerika steigern wird. Obamas Markenzeichen in der Terrorismusbekämpfung können sogar einen neuen Bin Laden kreieren.

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