Explosionen in Ägypten Tod am Nil - Anschlagserie erschüttert Kairo

KAIRO · Es war ein Knall in der Innenstadt, der bei Sonnenaufgang ganz Kairo geweckt hat und der bis zu zehn Kilometer entfernt, an der Stadtgrenzen die Scheiben wackeln ließ und der mehrere Menschen das Leben kostete. Auch der tiefe Krater vor dem Polizeihauptquartier zeugt von der massiven Bombe, genauso wie die Tatsache, dass noch gut 100 Meter weiter Rollläden der Läden eingedrückt sind.

Die Bombe verursachte große Schäden am Hauptquartier der Kairoer Polizei.

Foto: ap

Ein Attentäter hatte versucht, mit einem mit Sprengstoff beladenen Minilaster in den Eingang des Hauptquartiers der Kairoer Polizei durchzubrechen, hatte es aber nicht geschafft, weshalb die Bombe vorher hochging. Doch selbst das hinterließ große Schäden in den unteren drei Stockwerken des Gebäudes, in dem auch der Sicherheitschef Kairos übernachtet hat.

Der Attentäter hatte sich den Zeitpunkt gut ausgesucht. Wenige Minuten zuvor hatte eine Straßensperre vor dem Hauptquartier ihr Schichtende. Beides, die Tatsache dass Kairos Sicherheitschef im Gebäude befand und die nicht bemannte Straßensperre könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Attentäter Insider-Informationen hatten.

Am Mittag hatte sich eine militante islamistische Gruppierung aus dem Nord-Sinai namens Ansar Beit Al-Maqdis verantwortlich erklärt. Die Muslimbruderschaft hat die Tat verurteilt.

Dennoch skandierten den ganzen Tag Demonstranten vor dem Polizeihauptquartier gegen die Muslimbruderschaft. "Exekutiert die Muslimbrüder" und "die Muslimbrüder sind die Feinde Gottes", riefen sie, während sie Bilder des ägyptischen Militärchefs Abdel Fatah El-Sisi hochhielten.

Die Situation war angespannt. Einige Journalisten wurden von einer aufgebrachten Menge angepöbelt. Ein Team der ARD wurde gar krankenhausreif geprügelt und konnte sich nur mit Mühe in Sicherheit bringen, nachdem ein Polizist in die Luft geschossen hat. Verursacher sind die ägyptischen Medien, die seit Wochen gegen ausländische Medien hetzen, weil diese nicht kritiklos den Standpunkt der Militärführung und der Übergangsregierung übernehmen.

Offensichtlich wollten die Attentäter am Vorabend des Jahrestages der Revolution ein Zeichen setzen und sie wollten beweisen, dass sie jederzeit und vor allem überall zuschlagen können, selbst im Herzen des Kairoer Sicherheitsapparates.

Die bis zur Absetzung des Präsidenten Muhammad Mursi durch das Militär größte politische Gruppierung des Landes, die Muslimbruderschaft, war nach einem Anschlag im Dezember auf das Polizeihauptquartier in der Stadt Masnoura von den Behörden zur terroristischen Organisation erklärt worden.

Auch damals hatten die Muslimbrüder den Anschlag, bei dem 14 Menschen starben, verurteilt. Und mit der Ansar Beit Al-Maqdis hatte dieselbe Gruppe aus dem Nordsinai sich als verantwortlich erklärt, die sich nun zu dem Attentat auf das Kairoer Polizeihauptquartier bekannt hatte.

Das führte zu bissigen Bemerkungen im Kurznachrichtendienst Twitter. "Ansar Beit Al-Maqdis dürften die frustriertesten Attentäter der Welt sein. Sie geben eine Warnung vor ihren Anschlägen und zeichnen sich unmittelbar danach dafür verantwortlich. Und doch werden immer statt ihrer wieder die Muslimbrüder beschuldigt", heißt es dort etwa.