Kein Respekt für tote Soldaten? Trumps Umgang mit Hinterbliebenen in der Kritik

Washington · In den USA weitet sich die Debatte um den Umgang des US-Präsidenten Donald Trump mit den Hinterbliebenen von gefallener Soldaten aus. Der Vorwurf: mangelnder Respekt.

 Eine Frau weint um einen verstorbenen Soldaten.

Eine Frau weint um einen verstorbenen Soldaten.

Foto: AP

Der Umgang mit den Hinterbliebenen gefallener Soldaten ist für jeden amerikanischen Präsidenten vermintes Gelände. Ein falsches Wort, eine doppeldeutige Geste – schon steigt unter Patrioten der Blutdruck. Wer für das Vaterland sein Leben gelassen hat, das ist Staatsdoktrin, verdient uneingeschränkte Wertschätzung. Umso ratloser reagierte das politische Washington auf das, was Donald Trump in dieser Woche losgetreten hat. NBC-Reporter Peter Alexander wollte wissen, warum der Präsident fast zwei Wochen nach dem Tod von vier US-Soldaten bei einem Antiterror-Einsatz im afrikanischen Niger noch immer kein öffentliches Wort der Anteilnahme gefunden hat.

Anstatt staatstragend zu reagieren, ging Trump wie so oft direkt zur Attacke über. Anders als er, behauptete der 71-Jährige im Weißen Haus, hätten seine Vorgänger selten bis gar nicht die Angehörigen jener „Männer und Frauen in Uniform“ kontaktiert, deren Särge zentral auf der Air Force Base in Dover im US-Bundesstaat Delaware ankommen.

Eine explosive Falschdarstellung. Sowohl Barack Obama als auch George W. Bush, so dokumentieren Videos und Fotos, sind regelmäßig ihrer Rolle als „Tröster-in-Chief“ nachgekommen. Obamas Justizminister Eric Holder blaffte den Präsidenten darum wütend an, „mit den verdammten Lügen aufzuhören“. Marty Dempsey, Ex-Generalstabschef, beglaubigte ebenfalls, dass sich sowohl Obama als auch Bush gemeinsam mit ihren Ehefrauen um die Familien der Gefallenen gekümmert hätten. Und zwar „unermüdlich“.

Trump entschuldigte sich nicht, sondern legte nach. In einem Radio-Interview benutzte er den Tod des Sohnes seines Stabschefs, um Obama weiter am Zeug zu flicken. Robert Kelly war 2010 in Afghanistan auf eine Mine getreten. „Sie könnten General Kelly fragen, ob er einen Anruf von Obama bekommen hat“, stichelte Trump auf Fox News. Laut Medienberichten luden die Obamas das Ehepaar Kelly nach der Tragödie ins Weiße Haus ein. Dass der Commander-in-Chief den Tod des Sohnes eines hoch dekorierten Generals „instrumentalisiert“, um sich zu verteidigen, sei „an Schäbigkeit kaum zu übertreffen“, sagten Analysten des Senders CNN. Zumal Trump selbst im Zwielicht steht. Von den Angehörigen der 43 Soldaten, die seit Trumps Amtsantritt am 20. Januar im Dienst gestorben sind, erklärten gegenüber der Nachrichtenagentur ap neun, sie hätten nie von Trump eine Beileidsbekundung bekommen.

Dagegen berichten Myeshia Johnson und Cowanda Jones-Johnson, Witwe und Mutter des am 4. Oktober im Niger getöteten Soldaten La David Johnson, von einem denkwürdigen Kondolenz-Anruf. Wie die demokratische Abgeordnete Frederica Wilson als Ohrenzeugin bestätigt, habe Trump die Witwe mit dem wenig emphatischen Satz behelligt, ihr Mann habe „gewusst, worauf er sich einließ, als er sich zum Militärdienst verpflichtete“. Trotzdem, so Trump, tue es „weh“. Trump bestritt die Vorwürfe auf Twitter als „komplett erfunden“. Dafür habe er Beweise. Welche? Das Weiße Haus teilte mit, die Konversation zwischen Präsident und Soldatenwitwe sei „privat“.

Dagegen steht, dass Donald Trump nicht zum ersten Mal im Clinch mit dem Militär liegt. Im Wahlkampf macht er den ehemaligen Präsidentschaftskandidaten John McCain zur Zielscheibe. Der republikanische Senator war im Vietnamkrieg abgeschossen und in der Kriegsgefangenschaft gefoltert worden. Er gilt über die Parteigrenzen hinweg als Held. Trump verhöhnte ihn im Juli 2015 in einem Interview als Verlierertypen. „Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen wurden.“

Kopfschütteln und Empörung war die Reaktion auch, als die „Washington Post“ Trump bei einer Lüge ertappte. Er hatte wahrheitswidrig behauptet, sechs Millionen Dollar an Veteranenvereinigungen gespendet zu haben. Gestern berichtete die gleiche Zeitung, dass Trump vor vier Monaten dem Vater des in Afghanistan gefallenen Soldaten Dillon Baldrige finanzielle Unterstützung in Höhe von 25 000 Dollar versprochen hatte. Das Geld, so Chris Baldrige, kam nie an. Erst die Berichterstattung löste im Weißen Haus Hektik aus. „Der Scheck ist verschickt“, erklärte am Mittwoch eine Sprecherin.

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