Türkei attackiert Erdogan-Karikatur in deutschem Schulbuch

Istanbul · Neue Irritation im deutsch-türkischen Verhältnis: Das Außenministerium in Ankara hat eine Karikatur in einem deutschen Schulbuch kritisiert, weil sie Präsident Recep Tayyip Erdogan verunglimpfe.

 Eine Erdogan-Karikatur in einem deutschen Schulbuch verärgert die Türkei. Foto: Toms Kalnins /L atvian Presidents Press Office

Eine Erdogan-Karikatur in einem deutschen Schulbuch verärgert die Türkei. Foto: Toms Kalnins /L atvian Presidents Press Office

Foto: DPA

Die Zeichnung beleidige das Staatsoberhaupt und die in Deutschland lebenden Türken, erklärte das Ministerium. Unterstützung erhielt es von den CDU-Bundestagsabgeordneten Cemile Giousouf und Oliver Wittke, die den Abdruck "völlig inakzeptabel" nannten. Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) wies die Kritik dagegen scharf zurück.

Das türkische Außenministerium bezieht sich nach eigenen Angaben auf eine Zeichnung in einem baden-württembergischen Schulbuch für das Fach Gemeinschaftskunde. Die Zeichnung war demnach im November 2011 zunächst in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erschienen. Damals war Erdogan noch Ministerpräsident.

Die türkische Zeitung "Milliyet" veröffentlichte die Karikatur am Montag erneut im Internet. Sie zeigt unter anderem einen Hund, der an eine Hütte mit der Aufschrift "Erdogan" gekettet wurde.

Das Außenministerium teilte in einer am Montagabend veröffentlichten Erklärung weiter mit: "Diese Art von Karikaturen, die auch in Schulbüchern verwendet werden, spiegeln leider die Zunahme von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in Deutschland." Nach Angaben des Berliner Auswärtigen Amts war die Karikatur auch Thema bei einem Gespräch des deutschen Botschafters Eberhard Pohl am Dienstag im türkischen Außenministerium.

Kretschmann zeigte für die Kritik aus Ankara kein Verständnis. "Es ist mir unerfindlich, wie man sich darüber so echauffieren kann", sagte er in Stuttgart. "Eine Karikatur ist eine Karikatur und sie karikiert, deshalb heißt sie so." Erdogan wolle ablenken von Rechtsstaatsproblemen im eigenen Land. Er solle sich darum kümmern, wie er selbst mit Kritikern umgehe: "Das ist uns bekannt und missfällt uns außerordentlich", sagte Kretschmann.

Die nordrhein-westfälischen CDU-Abgeordneten Giousouf und Wittke forderten bei einem Besuch in Ankara hingegen, das Schulbuch solle nicht mehr im Unterricht verwendet werden. Von der Landesregierung in Stuttgart verlangten sie, "sich angemessen zu entschuldigen". Deutsche Schulen sollten "nicht nur Wissen, sondern auch Werte wie Respekt vor anderen Völkern und deren Repräsentanten vermitteln".

In der Türkei müssen Journalisten und Künstler immer wieder mit Repressionen rechnen.

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