Anschlag in Boston US-Ermittler prüfen Verwicklung von Teenagern in Boston-Terror

Washington/Moskau · Die Verhaftung von drei Teenagern im Zusammenhang mit dem Terroranschlag von Boston hat neue Einblicke in das Leben der mutmaßlichen Bombenleger eröffnet. Dschochar Zarnajew (19) habe Freunden schon Monate vor der Tat erzählt, dass er wisse, wie man Bomben baue. Das geht aus Gerichtsunterlagen hervor.

 Die Ermittlungen nach dem Terroranschlag von Boston haben sich ausgeweitet. Drei Studenten sind in Haft, weil sie dem jüngeren der mutmaßlichen Terrorbrüder nach der Tat beigestanden haben sollen. Foto: Dominic Chavez

Die Ermittlungen nach dem Terroranschlag von Boston haben sich ausgeweitet. Drei Studenten sind in Haft, weil sie dem jüngeren der mutmaßlichen Terrorbrüder nach der Tat beigestanden haben sollen. Foto: Dominic Chavez

Foto: DPA

Er und sein älterer Bruder Tamerlan (26) hätten die Anleitung dazu in einem vom Terrornetz Al-Kaida veröffentlichen Magazin gefunden, berichteten US-Medien. Bei dem Anschlag auf den Boston-Marathon am 15. April waren drei Menschen getötet und weit über 200 verletzt worden.

Den am Mittwoch verhafteten 19-Jährigen wird vorgeworfen, die Ermittlungen behindert zu haben. Die beiden Kasachen Asamat Taschajakow und Dias Kadirbajew sollen unter anderem einen Rucksack ihres Freundes Dschochar mit entleerten Feuerwerkskörpern weggeworfen haben - und zwar nur Stunden, nachdem die Polizei das Fahndungsfoto der Terrorverdächtigen veröffentlicht hatte. Das fehlende, explosive Pulver könnte für die Bomben verwendet worden sein. Das Beweismaterial sei mehr als eine Woche später in einer Tüte auf einer Müllhalde gefunden worden. Sie hätten verhindern wollen, dass der jüngere Zarnajew-Bruder "Ärger bekomme", heißt es in der Anklage.

Nach Angaben aus Kasachstan werden die beiden Studenten am 14. Mai erstmals in den USA vor Gericht gestellt. Sie seien mittlerweile in ein US-Bundesgefängnis gebracht worden und arbeiteten mit den Ermittlern zusammen, teilte das Außenministerium in Astana mit. Die Behörde betonte, den 19-Jährigen werde keine Verwicklung in den Anschlag vorgeworfen. Dennoch droht ihnen nach US-Angaben eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren. Bereits am 20. April seien sie wegen eines Visa-Verstoßes festgenommen worden, schreibt der "Boston Globe".

Dem dritten Verhafteten, dem Amerikaner Robel Phillipos, werden Falschaussagen vorgeworfen. Dafür ist eine maximale Gefängnisstrafe von acht Jahren möglich. Beide Fälle würden getrennt behandelt, sagte sein Anwalt. Er kündigte volle Kooperation mit den Behörden an.

Der Kasache Kadirbajew habe Dschochar Zarnajew seit 2011 gekannt. Beide gehörten zu einer kleinen Gruppe russischsprachiger Studenten an der Dartmouth Universität. Sie hätten noch am Mittwoch - zwei Tage nach den Explosionen an der Marathonstrecke - viel Zeit miteinander in der Wohnung der Kasachen verbracht. Am Donnerstag habe Kadirbajew seinem Freund mehrere SMS geschrieben, als er das Fahndungsfoto im Fernsehen gesehen habe. "Du schreibst mir besser nicht", habe Zarnajew geantwortet und: "Komm in mein Zimmer und nimm, was immer Du willst."

Die drei jetzt Verhafteten hätten sich in der Studentenwohnung des 19-jährigen Terrorverdächtigen Dschochar getroffen und gemeinsam einen Film angeschaut. Dabei hätten sie den Rücksack entdeckt. Kadirbajew habe ihn in die Mülltonne vor der Wohnanlage geworfen. Dschochar war wenige Tage nach dem Anschlag schwer verletzt gefasst worden und sitzt nunmehr in Haft. Sein Bruder Tamerlan wurde bei einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen. Beide haben Wurzeln in Tschetschenien.

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