Vermutlich Leiche von vermisster Studentin entdeckt

TRIER · Die Trierer Studentin Tanja Gräff verschwand vor fast acht Jahren nach einer Uni-Fete spurlos. Nun sind ihre sterblichen Überreste wohl gefunden worden.

Acht Jahre Ungewissheit haben wohl ein Ende. DasSchicksal der Trierer Studentin Tanja Gräff, die im Juni 2007 nacheinem Unifest wie vom Erdboden verschluckt war, scheint geklärt. BeiRodungsarbeiten an einem schwer zugänglichen Steilhang inTrier-Pallien wurden am Montag menschliche Knochen gefunden. TriersPolizei und Staatsanwaltschaft sind überzeugt: Bei den Funden handeltes sich "mit hoher Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste"von Tanja Gräff aus Korlingen.

Wie die junge Frau damals zu Tode kam, blieb zunächst unklar. DiePolizei war bisher stets davon ausgegangen, dass die damals21-Jährige nach der Party an der Hochschule Trier einemGewaltverbrechen zu Opfer fiel. Neben den Knochen fanden dieErmittler an einem von Bäumen und Hecken überwucherten SteilhangSchuhe, Bekleidung und persönliche Gegenstände. "Es gibt genugAnhaltspunkte dafür, dass es Tanja ist", sagte der Anwalt von TanjaGräffs Mutter, Detlef Böhm. Der Fundort liegt in der Nähe derHochschule.

Für die 58-jährige Mutter wäre dies "eine Erleichterung". "Es warimmer ihr erstes Anliegen, ihre Tochter in Würde beerdigen zukönnen", sagte Böhm. Seit dem Verschwinden von Tanja sei kein Tagvergangen, an dem die Mutter nicht an das Schicksal ihrer Tochtergedacht habe. "Sie hat gespürt, dass sie tot ist." Der Vater vonTanja erlebte die Gewissheit nicht mehr: Er starb vor knapp zweiJahren.

Die Polizei hatte nach dem mysteriösen Verschwinden der Studentintagelang mit einem Großaufgebot von Beamten, Hunden und mitWärmebildkameras ausgerüsteten Hubschraubern die Umgebung derHochschule abgesucht. Ohne Erfolg. Es schlossen sich jahrelangeErmittlungen der Trierer Polizei an, in denen zig Aktenordnerangelegt und 3000 Hinweisen und Spuren nachgegangen wurde - ohneheiße Spur.

Auch eine Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Reihe "Aktenzeichen XY...ungelöst" hatte die Polizei nicht weitergebracht. "Es gibt keinenTatort, keine Spuren, nichts, wo man ansetzen könnte", sagten dieErmittler immer wieder. Dabei hatte die Leiche wohl die ganze Zeitgar nicht weit vom Ort des Verschwindens entfernt gelegen.

Am Montag suchte die Polizei rund um den Fundort der sterblichenÜberreste großflächig Wald und Hang ab. Weitere Untersuchungen liefenbereits, Ergebnisse gebe es noch nicht. Am Dienstagnachmittag wollenPolizei und Staatsanwaltschaft sich detailliert zu der neuen Lageäußern.

Chronologie: Die lange Suche nach Tanja Gräff

Seit die Studentin im Juni 2007 verschwand, suchtenPolizei, Eltern und Freunde nach Tanja Gräff. Doch selbstFernsehsendungen und ein Appell an den mutmaßlichen Mörder brachtenkeine Ergebnisse - bis nun Knochen gefunden wurden, bei denen es sichmit hoher Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste der jungenFrau handeln soll.

7. Juni 2007: Tanja Gräff verschwindet im Alter von 21 Jahren beieinem Sommerfest an der Fachhochschule Trier spurlos.

13. Juni 2007: Die Polizei sucht weiter nach der vermisstenStudentin. Die Wahrscheinlichkeit, sie lebend zu finden, schwindeaber mit jedem Tag, sagt der Chef der Sonderkommission. Er geht voneinem Verbrechen aus.

27. September 2007: Der Fall ist Thema in der ZDF-Sendung"Aktenzeichen XY ... ungelöst". Eine heiße Spur ergibt sich nicht.Hinweise gehen auch zu einem Auto ein, dessen Fahrer ein unbekannterBegleiter sein könnte, mit dem Gräff die Party verlassen haben soll.

27. November 2007: Die Polizei startet mehrere Suchaktionen,darunter an einem See in Luxemburg. 62 Taucher aus drei Ländern undSonarspezialisten erkunden das Gewässer in einem dreitägigenGroßeinsatz. Der Einsatz verläuft ergebnislos.

21. März 2008: Die Eltern der Studentin wenden sich mit einemöffentlichen Appell an den möglichen Mörder ihrer Tochter. "Geben Sieuns einen Hinweis, wo wir Tanja finden", sagen die Eltern in einemInterview der Zeitung "Trierischer Volksfreund".

7. Juni 2008: Auch ein Jahr nach dem Verschwinden derLehramtsstudentin bleibt ihr Schicksal ungeklärt. 1300 Hinweise sindeingegangen, doch die Ermittler sind ohne heiße Spur.

16. Januar 2009: Die Polizei löst ihre Ermittlungskommission auf.Rund 1400 Hinweisen und 600 Ermittlungsspuren sind die Polizistennachgegangen, ohne das Schicksal der Vermissten klären zu können.

29. Oktober 2010: Die Polizei rollt den Fall neu auf. Eindreiköpfiges Ermittlungsteam soll "alle alten Spurenakten" nochmalsüberprüfen. Fünf Monate später räumt die Polizei ein, dass es nurwenig Hoffnung auf Klärung gebe.

18. März 2011: Spezialisten suchen die Felsen an der Fachhochschulemit einer Drohne ab. Doch auch das unbemannte Minifluggerät bringtkeine verwertbaren Spuren.

30. März 2011: Der Fall ist Thema einer Spezialsendung von"Aktenzeichen XY ... ungelöst" im ZDF. Die Sendung thematisiert dieFälle plötzlich verschwundener Kinder. Doch der Bericht bringt diePolizei auch nicht weiter.

11. Mai 2015: Die Ermittler geben bekannt, dass an einem schwerzugänglichen Steilhang in Trier-Pallien Knochen gefunden wurden, beidenen es sich laut Polizei und Staatsanwaltschaft mit hoherWahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste Gräffs handelt.

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