Kommentar zum US-Kurs gegen den Iran Viel steht auf dem Spiel
Meinung | Washington · Legt US-Präsident Donald Trump in dieser Woche die Axt an den Atom-Deal mit Teheran, obwohl sich das Mullah-Regime nach Prüfung der Internationalen Atomenergie-Organisation an alle Vorgaben des Vertrages hält, würde eine ohnehin wacklige Welt noch ein Stück unsicherer.
Zu den größten charakterlichen Defiziten Donald Trumps gehört die Neigung, Konflikte bis an den Rand der Unkontrollierbarkeit zuzuspitzen. Neben Nordkorea hat Amerikas Präsident sich dafür den Iran als bevorzugtes Demonstrationsobjekt ausgesucht. Legt Trump in dieser Woche die Axt an den Atom-Deal mit Teheran, obwohl sich das Mullah-Regime nach Prüfung der Internationalen Atomenergie-Organisation an alle Vorgaben des Vertrages hält, würde eine ohnehin wacklige Welt noch ein Stück unsicherer.
Innenpolitisch überantwortet Trump das sensible Thema einem entscheidungsunfähigen und für ideologische Grabenkämpfe anfälligen Kongress. Außenpolitisch erhöht er im Brandherd Naher Osten die Temperatur. Er hilft im Iran den klerikalen Hardlinern, die sich gegen Präsident Hassan Ruhani in Stellung bringen. Er setzt Israel unter Zugzwang, das sich dann einer Welle der Feindseligkeit Teherans erwehren muss.
Und er stößt die anderen Unterzeichnerstaaten (China, Russland, Frankreich, England und Deutschland) vor den Kopf, die alle die stabilisierende Wirkung des Atomvertrages erhalten wollen. Außerdem verspielt der Präsident die Option, mit Nordkorea eine diplomatische Lösung zu erzielen, um die militärischen Muskelspiele einzudämmen. Welchen Grund sollte Diktator Kim Jong Un noch haben, mit Washington zu verhandeln, wenn der Iran-Deal nach zwei Jahren durch die Hintertür annulliert wird? Wenn Donald Trump wirklich die Interessen Amerikas über alles stellt, dann darf er den Atom-Vertrag mit dem Iran nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
