Thailands Premierministerin Von Yingluck zu Yinglaayo

BANGKOK · Yingluck Shinawatra steht im Zentrum eines erbitterten Machtkampfs in Bangkok. Am Dienstag überstand sie dank der Mehrheit der Phuea Thai Partei im Parlament einen Misstrauensantrag. Thailands aktuelle Krise beendet dies nicht. Und der Charme, der sie vor zwei Jahren mit einer in Thailand bis dahin unbekannten Zwei-Drittel-Mehrheit zum Wahlsieg trug, hat sich inzwischen abgenutzt.

 Umstrittene Regierungschefin: Yingluck Shinawatra.

Umstrittene Regierungschefin: Yingluck Shinawatra.

Foto: ap

Abhisit Vejjajiva, der Chef der der oppositionellen Demokratischen Partei, vergisst bei ihrem Anblick seine Erziehung in Oxford und giftet die Premierministerin als "dummes Rindvieh" an, um eine druckreife Übersetzung zu nutzen. Die Demonstranten, die zu Zehntausenden in Bangkok ihren Rücktritt verlangen, haben sogar ihren Namen umgemodelt. Statt Yingluck nennen sie die Regierungschefin Yinglaayo, Ying, die Schlimmste.

Dabei geriet die Mutter eines Sohnes und erste weibliche Regierungschefin des Königreichs, das nur Männer auf dem Thron erlaubt, ohne eigenes Zutun in das Zielfeuer der Regierungsgegner. Sie hassen Yingluck, weil sie deren Bruder, den 2006 vom Militär gestürzten Thaksin Shinawatra verabscheuen. Er zog hinter den Kulissen die Fäden, während die jüngste Schwester bei zahlreichen Auslandsreisen für den Wirtschaftsstandort Thailand warb.

Doch wie der im Exil lebende Bruder, dessen Mangel an Geduld ihn schon zu mancher Fehleinschätzung verführte, besitzt auch Yingluck ein gewisses Talent für den berüchtigten Tritt ins Fettnäpfchen. Als wenige Monate nach ihrem Wahlsieg Thailand sprichwörtlich in Überschwemmungen versank, besuchte sie einige Opfer ausgerechnet in superteuren Gummistiefeln einer luxuriösen Designermarke.

Das Wasser war sozusagen Yinglucks Feuertaufe. Seither umging sie mit Hilfe eines geschickten Beraterstabs alle Kontroversen. Nun wird sie wegen einer Kurzschlussaktion des Bruders von den Regierungsgegnern in Sippenhaft genommen. Er wollte mit einer Amnestie für politische Straftaten seit dem Jahr 2004 Hunderten von "Rothemden" helfen, die ihn politisch unterstützten und seit 2010 unter der Anklage des Terrorismus hinter Gitter sitzen. Sie waren damals bei der Besetzung des Stadtzentrums von Bangkok verhaftet worden. Die Amnestie würde zudem für Militärs und ihn selbst gelten. Auch Oppositionschef Abhisit, der 2010 regierte und wegen des Tods von Demonstranten kürzlich wegen Mord angeklagt wurde, hätte profitiert.

Aber nicht nur Abhisit lehnte dankend ab. Selbst Thaksins eigene Anhänger rebellierten. Nun brandet um Yingluck die Protestwelle, die ihr Bruder als Strippenzieher der Amnestie verursachte. Bislang erwies sich die Schwester des Tycoons bei der aktuellen Krise als geschickte Taktikerin. Doch lange kann sie mit der Vertreibung des "Mobs", wie Thailänder die Demonstranten nennen, aus den besetzten Ministerien nicht warten. Sonst wird sie nicht nur wegen ihres Bruders gehasst, sondern auch als Premierministerin verulkt, die ihr Gesicht verloren hat.

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