Kommentar Wahlkampf in NRW - Kampagne paradox

Die CDU-Wahlkämpfer in NRW werden sich ins Fäustchen gelacht haben. Da wird Spitzenkandidat Norbert Röttgen tagelang kritisiert, dass er sich nicht klar dazu äußert, ob er nach einer Niederlage Oppositionschef wird. Und jetzt spricht Ministerpräsidentin Hannelore Kraft davon, es könne eine Situation entstehen, "dass ich nicht mehr in Nordrhein-Westfalen bleiben kann". Wahlkampf paradox.

Dass mehr über die Folgen einer Wahlniederlage diskutiert wird, als über die Gestaltung der Zukunft ist schon reichlich ungewöhnlich.

Andererseits gibt es durchaus einen Unterschied zwischen den Haltungen der beiden Kontrahenten. Wenn Röttgen sich die Option Ministeramt in Berlin offen hält, lässt das viele Menschen daran zweifeln, dass er es ernst meint mit seinem Engagement in NRW.

Im Übrigen drückt das auch auf die Motivation der Wahlkämpfer. Es müsste ein Alarmsignal für die CDU sein, wenn selbst die Mitglieder davon ausgehen, dass Röttgens unklare Haltung den einen oder anderen Prozentpunkt kostet. Wenn Kraft hingegen nach einer Niederlage nicht mehr Oppositionsführerin werden will, ist das verständlich. Das war sie immerhin fünf Jahre lang.

Auch Hans Eichel oder Peer Steinbrück kehrten nach dem Verlust der Mehrheit nicht ins Glied zurück, sondern wurden Minister im Bundeskabinett. Problematischer ist, dass die SPD in den kommenden Wochen offenbar nur mit ihrer Ministerpräsidentin punkten will. "Das wird ein echter Gute-Laune-Wahlkampf", sagt Generalsekretär Michael Groschek. Nur: Mit guter Laune sind die Probleme des Landes nicht zu lösen.

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