Klaus Wowereit Welche Rolle spielt Berlins Bürgermeister beim Flughafen-Chaos?

BERLIN · Klaus Wowereit war ganz oben. Auf dem Gipfel. Okay, die Umfragewerte könnten besser sein. Erstmals seit 2009 ist die Berliner Landes-SPD mit 25 Prozent Zustimmung nur noch Nummer zwei in Berlin hinter Koalitionspartner CDU (26 Prozent). Doch weit weg vom Flughafendesaster holte Wowereit vergangene Woche tief Luft.

Bei der "Bergauf-Tour" der bayerischen SPD sah sich Berlins Regierender Bürgermeister die Welt vom Kranzberg bei Mittenwald von oben an. Wowereit, wegen des Debakels um den zweiten geplatzten Starttermin am neuen Flughafen BER als Aufsichtsratschef unter Druck, machte vor anderen Touristen noch Witze.

Er sei der "Herr aus Berlin". Er sitze "immer da rum", sagte er beim Posieren für die Fotografen. Kariertes Halbarmhemd, Sonnenbrille. Im Hintergrund ein Bergsee. Das Leben könnte so schön sein. Wäre da nicht die Planungspleite am neuen Flughafen.

Bald soll der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft erklären, wie es weiter gehen soll auf Berlins und Brandenburgs größter Baustelle. Ist der dritte angekündigte Eröffnungstermin am 17. März 2013 noch zu halten? Wowereit, der seit elf Jahren das Land Berlin regiert, ist angezählt.

Forsa-Chef Manfred Güllner sieht einen engen Zusammenhang zwischen den Pannen am Flughafen und den Umfrageergebnissen für die Berliner SPD. Die Airport-Pleite werde fast ausschließlich Wowereit als Aufsichtsratschef angelastet. Für die CDU ist die Kritik am SPD-Mann "überzogen": "Wowereit ist ja nicht der Oberbauleiter" heißt es dort. Mehr noch: Wowereit habe im Aufsichtsrat auf seine Fragen, ob er sich darauf verlassen könne, dass der 3. Juni als Eröffnungstermin zu halten sei, von den Planern ein klares Ja bekommen.

Es hilft alles nichts. Die Lage ist verfahren. Und Wowereit muss demnächst vor einen Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Leiten soll ihn Martin Delius von der Piratenfraktion. Delius glaubt, Wowereit sollte "ein Eigeninteresse haben, alles aufzuklären", ebenso die Flughafengesellschaft. Schließlich habe der SPD-Mann den Flughafen BER ja auch zur "Chefsache" erklärt.

Delius hat sich zur Richtschnur gemacht, "sauber" zu arbeiten. Denn: "Ich bin ja nicht der Wowereit-Jäger." Er wisse nicht, ob Wowereit etwas hätten wissen können. Er könne sich aber kaum vorstellen, dass ein Aufsichtsratschef so lange von derart massiven Problemen nichts gewusst habe.

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