Kommentar zum Buch von Boris Palmers Wenn Grüne rot sehen

Meinung · Wenn die Grünen die Akzeptanz für die Aufnahme von Flüchtlingen in der Bevölkerung weiter aufrechterhalten wollen, müssen sie zeigen, dass sie sich der Probleme ernsthaft annehmen und handeln, kommentiert GA-Korrespondentin Rena Lehmann.

 Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer.

Foto: dpa

Boris Palmer ist weder ein Rassist noch ein Volksverhetzer. In seinem Buch „Wir können nicht allen helfen“ beschreibt er sachlich und klug, wie wichtig es ist, in der Flüchtlingspolitik die Gesellschaft zusammenzuhalten und offen Probleme zu benennen.

Die banale Wahrheit „Wir können nicht allen helfen“ wird von vielen Grünen aber bereits als Provokation gesehen. Grüne sind beim Thema Flüchtlinge nach wie vor dogmatisch und sehen rot, sobald eine uneingeschränkte Willkommenskultur in Zweifel gezogen wird.

Palmer legt genau dieses reflexhafte Verhalten offen, das die Debatte über die Flüchtlingskrise lange bestimmte und teils nach wie vor bestimmt. Es gibt nur Schwarz oder Weiß. Wer offen zweifelt, dass die vielen Hilfesuchenden aus den Kriegsgebieten vielleicht nicht die IT-Fachkräfte von morgen werden könnten, ist in dieser Sicht gleich gegen Flüchtlinge. Wer fragt, wie ein Zuzug von vielen Tausenden muslimisch geprägten jungen Männern die Gesellschaft verändern könnte, ein Rassist. Die Grünen machen einen Fehler, wenn sie Palmer am liebsten aus der Partei werfen würden.

Wenn die Grünen die Akzeptanz für die Aufnahme von Flüchtlingen in der Bevölkerung weiter aufrechterhalten wollen, müssen sie zeigen, dass sie sich der Probleme ernsthaft annehmen und handeln. Wenn sie bei den Themen innere Sicherheit und Integration nicht die klügeren Ideen haben als andere Parteien, können sie sich auf der anderen Seite nicht als erste Anwälte der Willkommenskultur aufspielen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ende der Naivität
Kommentar zu russischer Spionage in Deutschland Ende der Naivität
Zum Thema
Aus dem Ressort