Nach Kündigung von Hope Hicks Zahlreiche Abgänge aus Donald Trumps Regierungsteam

Washington · Nach der Kündigung der Kommunikationschefin Hope Hicks drohen weitere Abgänge. US-Präsident Donald Trump wirkt zunehmend isoliert. So sehr schwindet seine Macht.

 US-Präsident ist zunehmend isoliert.

US-Präsident ist zunehmend isoliert.

Foto: AP

Sprunghaft, unberechenbar und kaum zu bremsen war Donald Trump immer schon. Aber was der US-Präsident – spürbar vergrätzt über die näher kommenden Einschläge in den Russland-Untersuchungen durch Sonder-Ermittler Robert Mueller – seit Tagen fast rund um die Uhr veranstaltet, lässt selbst sein engstes Umfeld schwindeln und die Flucht ergreifen.

Hope Hicks, die große Stabilisatorin des impulsiven Geschäftsmanns, ist nach Beurteilung führender US-Medien nur der Auftakt einer erneuten Austrittswelle. Bereits ein Drittel der engeren Startmannschaft ist gegangen oder gegangen worden. Unter den relevanten Akteuren konnten sich nur Steven Miller (Architekt des Muslim-Banns), Kellyanne Conway (Sprachrohr), Brad Parscale (Digitales) und Dan Scavino (soziale Medien) halten. Bevor der „Club Trump“ ganz baden geht, suchten Dutzende Mitarbeiter im Weißen Haus verzweifelt den Exit, heißt es in übereinstimmenden Berichten. Sie finden aber keine Anstellung. Für Trump gearbeitet zu haben, ist offenbar ein Malus in der Vita.

Nach der weltweit auf Gegenwehr stoßenden Stahl-Strafzoll-Entscheidung, die intern als „grandios gescheiterter Befreiungsschlag“ gewertet wird, steht mit Gary Cohn offenbar der nächste Abgang bevor. Der antiprotektionistisch eingestellte Banker hat seine Neigung zur Demission bereits gegenüber Stabschef John Kelly bekundet.

Ähnlich ist der Aggregatzustand dem Vernehmen nach bei Herbert Raymond McMaster. Der belesene Drei-Sterne-General, ganz Kopfmensch, ist im Amt als Nationaler Sicherheitsberater nie bei Trump angekommen. Ihm wird nachgesagt, bereits Ende März an einer Elite-Universität in Neuengland lehren zu wollen. Ginge McMaster, fürchten gemäßigte Republikaner die politische Wiederauferstehung von John Bolton. Der ehemalige UN-Botschafter, Markenzeichen Walross-Schnäuzer, ist einer der angriffslustigsten „Falken“ in Washington. Ob Iran oder Nordkorea: Bolton würde Bomben regnen lassen, wenn man ihn ließe.

Wackelkandidat ist und bleibt Justizminister Jeff Sessions. Seit sich der rechtskonservative Mann aus Alabama in der Russland-Affäre für befangen erklärt hat und damit als Schutzpatron für Trump ausfällt, wird er vom Präsidenten auf öffentlicher Bühne in beispielloser Weise gemobbt und gedemütigt. Trump will ihn weghaben, traut sich aber noch nicht seinen aus einer TV-Sendung bekannten „Du bist entlassen“-Spruch aufzusagen, was wohl auch für Stabschef John Kelly gilt. Die Schlüsselfigur im Regierungsalltag ist stark ins Schwimmen geraten und übt sich schon in Galgenhumor („Gott hat mich bestraft“).

Trumps Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner fühlen sich von Kelly verfolgt und weinen sich regelmäßig beim Patriarchen aus. Trump selber wiederum spürt, dass die eigene Brut zur Belastung geworden ist. Kushners Degradierung beim Zugang zu Staatsgeheimnissen macht ihn als Top-Verhandler in der Nahost-Krise wertlos. Dazu bündeln sich schlechte Nachrichten, die in anderen Regierungszeiten wohl zu Rausschmissen geführt hätten.

Um Milliardenschulden in seinem Immobilienimperium in den Griff zu kriegen, hat Kushner im vergangenen Jahr für sich Kredite in Höhe von 500 Millionen Dollar ausverhandelt – und das mitten im Weißen Haus. „Nepotismus pur“, rufen die Demokraten. Tochter Ivanka muss sich unterdessen wegen eines eigenen Immobilienvorhabens vom FBI unter die Lupe nehmen lassen.

Schon rät das konservative und Trump oft schützende „Wall Street Journal“ dazu, den Familienbetrieb im Weißen Haus einzustellen. Sprich: Jared und Ivanka sollen zurück nach New York und Trump allenfalls noch von der Seitenlinie aus beraten.

Käme es so, wäre der auf treue Gefolgsleute elementar angewiesene Trump noch einsamer als heute. Und damit noch anfälliger für Alleingänge, die am Ende viele ratlos zurücklassen.

Jüngstes Beispiel: Im Gespräch mit Kongressabgeordneten inszenierte sich Trump nach dem Schulmassaker von Parkland wie in einer Fernsehshow als Verfechter harter Waffengesetze. Nach einem Abendessen am Donnerstag mit ihm meldete der Boss der „National Rifle Association“ (NRA): alles vom Tisch.

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