Salafisten in Bonn Zulauf in der radikalen Szene hat sich verdoppelt

BONN · Die radikale Salafisten-Szene in NRW breitet sich aus. Nach Erkenntnissen der Polizeibehörden hat sich die Zahl der Salafisten unter den 10.000 Islamisten im letzten Jahr auf 1000 verdoppelt.

NRW-Verfassungsschutzchef Burkhard Freier zählt zehn Prozent der Salafisten zu den gewaltbereiten Dschihadisten, die häufig aus dem Ausland gesteuert werden. Radikale Einzelpersonen verbreiten im Internet sogar Anleitungen zum Bombenbau.

Regionale Schwerpunkte der Salafisten sehen die Polizeibehörden im Rhein-Ruhr-Gebiet und in den Städten Aachen, Bochum, Bonn, Düsseldorf, Solingen und Wuppertal.

Nach Beobachtungen des Verfassungsschutzes sind 20 der 850 Moscheen in NRW "auffällig salafistisch". Im Innenausschuss des Landtags stellte Freier klar, dass die Behörden ein besonderes Augenmerk auf Ausreisen in ausländische Ausbildungscamps legen. Bisher seien in NRW 20 Fälle bekannt, Rückkehrer gelten als besonders gefährlich.

Freier warnte vor einer Radikalisierung und Ausweitung der Salafisten-Szene. Dabei seien erst in zweiter Linie religiöse Motive für den Zulauf Jugendlicher verantwortlich. Häufiger gehe es um mangelnde Anerkennung, wenn sich Jugendliche auf die "Missionierungsarbeit" einließen.

Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Erich Rettinghaus, rechnete vor, dass mindestens 100 Salafisten in NRW als besonders extrem einzustufen seien. Angesichts der Bedrohung sei es nur vernünftig, wenn der Ermittlungsdruck auf diesen Personenkreis erhöht werde. Deshalb sei es schwer erträglich, dass die "Überwachungsdichte von McDonalds größer ist, als alle öffentlichen Videoüberwachungen in NRW".

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