49. Münchner Sicherheitskonferenz Zwei Küsten, neue Freunde und ein Versprechen

MÜNCHEN · 640.000 Meilen. Joe Biden hat es nachrechnen lassen. Der Demokrat und frühere Senator aus Delaware ist somit etwa 30 Mal um die Welt geflogen, seit er 2009 in das Amt des Vize-Präsidenten der Vereinigten Staaten eingeführt wurde. Biden, mittlerweile 70 Jahre alt, macht dem Publikum bei der 49. Münchner Sicherheitskonferenz mit dieser einzigen Zahl klar: Er steht in Diensten einer Weltmacht. Ein Land mit zwei Küsten. Eine am Atlantik, eine am Pazifik. Und immer unterwegs.

 Bekenntnis zu Europa: US-Vizepräsident Joe Biden bei seiner Rede in München.

Bekenntnis zu Europa: US-Vizepräsident Joe Biden bei seiner Rede in München.

Foto: dpa

Aber "hier unter Freunden" wolle er dann doch mal sagen, dass sich die atlantischen Europäer allen pazifischen Unkenrufen zum Trotz keine Sorgen machen müssten: "Die Europäer bleiben unsere ältesten Freunde und unsere engsten Verbündeten." Das Verhältnis zu Europa sei "der Grundpfeiler für unser Engagement in der Welt".

Und falls einige hochnervöse Freunde unter den 400 Zuhörern noch eine Beruhigungspille gebraucht hätten, Biden liefert sie: "Wir müssen weiter zusammenhalten. Wir brauchen Sie genauso, wie Sie uns brauchen. Europa ist unser unabdingbarer Partner." Nie sei das transatlantische Verhältnis "tiefer und breiter" gewesen.

Aber bitte, eines müssten die Europäer doch auch verstehen. Wenn sich die USA stärker in Richtung des asiatisch-pazifischen Raumes orientierten, dann gehe "dieses Engagement ja nicht zu Lasten Europas". Die Vereinigten Staaten von Amerika seien nun mal "sowohl eine pazifische wie auch eine atlantische Macht". Das größte Militärbündnis der Welt, die NATO, "hilft uns dabei". Und schließlich sei es doch "auch im europäischen Interesse, wenn sich die USA breiter aufstellen in der Welt".

Zehn Tage vor der Antrittsrede des US-Präsidenten an die Nation zur zweiten Amtsperiode hat Barack Obama seinen Vize über den Atlantik geschickt. Er soll den Freunden in Europa die frohe Kunde überbringen, dass es selbstredend weitergehe mit der transatlantischen Freundschaft. Don't worry, be happy.

Wenn jemand ein Beispiel brauche, dass die Weltmacht USA europäische Partner nicht allein lässt, genüge ein Blick nach Mali. Dort unterstützten die USA die Franzosen bei der Nachrichtengewinnung, beim Truppentransport und bei der Luftbetankung im Kampf gegen islamistische Fundamentalisten. Deutschland ist da noch nicht ganz so fix. Truppentransport ja, aber für die Luftbetankung französischer Kampfjets durch deutsche Transalls fehlt nach den Worten von Verteidigungsminister Thomas de Maizière noch die "Zertifizierung".

Im Wesentlichen gehe es jetzt noch um den Austausch von Dokumenten, sagt der CDU-Politiker. Bis Ende Februar soll es so weit sein. Dann noch ein Parlamentsbeschluss, und die französischen Jets könnten betankt werden. Inklusive einer deutschen Beteiligung an einer EU-Ausbildungsmission für Mali.

Asien, Pazifik, China. Am Ende zählen persönliche Kontakte, um die Dinge zum Guten zu wenden. Im Namen des Weltfriedens. Die neue chinesische Führung, glaubt Biden, habe "kein Interesse an einer Auseinandersetzung". Und die USA haben es auch nicht. Biden habe zehn Tage mit dem Kollegen Vizepräsidenten aus China verbracht, erzählt er dem staunenden Publikum. Warum? Manchmal ist die Antwort auf solche großen weltpolitischen Fragen erstaunlich banal-familiär. Biden: "Mein Sohn ist jetzt 40. Wenn er in meinem Alter ist, möchte ich nicht, dass er China als alten Feind sieht."

Daran lässt sich arbeiten. Auch im Wettbewerb. "Ich bin Amerikaner. Ich freue mich auf Konkurrenz."

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