Nachverhandlungen des Hilfspaketes Zypern verärgert seine Retter

LUXEMBURG · Als der zyprische Finanzminister Charis Georgiadis am Donnerstag in Luxemburg eintraf, schlug ihm die geballte Verärgerung seiner 16 Kolleginnen und Kollegen entgegen. "Wir haben null Verständnis für den Brief", hieß es vorher fast einstimmig in den Reaktionen der Kassenwarte.

 Will mehr Geld: Zyperns Finanzminister Charis Georgiadis.

Will mehr Geld: Zyperns Finanzminister Charis Georgiadis.

Foto: AP

Es geht um ein Schreiben des konservativen Regierungschefs der Mittelmeer-Insel, Nicos Anastasiadis, an Kommissionspräsident José Manuel Barroso, in dem er Nachverhandlungen des Zehn-Milliarden-Rettungspaketes für Nikosia fordert. Soll heißen: mehr Geld. Doch es war wohl vor allem der Ton des Bettelbriefes, der bei dem Treffen der Euro-Gruppe gestern in Luxemburg für Verstimmung sorgte.

Zwar werde er die verlangten Reformen umsetzen, schrieb der Präsident, kanzelte sie aber gleichzeitig ab, da sie "ohne sorgfältige Vorbereitung" zusammengestellt worden seien. Die Schuld dafür liege bei den Europäern. "Es gibt keine machbare Alternative für Zypern als die hundertprozentige Umsetzung der Strategie, die im Hilfsprogramm vereinbart wurde", schoss Jörg Asmussen vom Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) zurück.

Die österreichische Finanzministerin Maria Fekter legte noch nach: "Ich gehe davon aus, dass großes Unverständnis bei allen Kollegen und Kolleginnen darüber herrscht, das man etwas, was noch gar nicht abgewickelt ist, wo aber schon Geld geflossen ist, jetzt wieder aufdröselt." Dabei hatten die Minister eigentlich genau das vor.

Auf dem Tisch lag nämlich eine Stellungnahme der Troika, die - wie in auch in anderen Fällen üblich - in einigen Punkten Nachjustierungen des Hilfsprogramms vorschlägt. Die Grundrichtung aber soll sehr wohl beibehalten bleiben. Trotzdem kam das Störfeuer aus Nikosia manchem nicht ganz ungelegen. Schließlich lenkte es die Aufmerksamkeit etwas von den großen Problemen dieses Treffens ab.

Die Bankenunion tritt auf der Stelle und damit auch die (rückwirkende?) Rekapitalisierung von Banken, die in Schieflage geraten sind oder bald geraten können. Seit Tagen kursieren in Brüssel bereits astronomische Zahlen über faule Papiere, die in den Schränken der Geldinstitute lagern. Die Rede ist von Krediten in Höhe von rund 870 Milliarden Euro (einige sprechen sogar von 1,5 Billionen Euro), die abgeschrieben werden müssen.

Das wären 7,2 Prozent aller Darlehen der Euro-Zone. Allein die italienischen Banken müssten danach Ausfälle von etwa 200 Milliarden Euro verkraften. Die Folgen für die Unternehmen sind fatal. Denn solange die Banken mit solchen Unsummen rechnen müssen, die ihnen irgendwann auf die Füße fallen, halten sie sich mit der Vergabe neuer Darlehen zurück.

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