Glosse: 800 Schüler zerlegen Hotel in Spanien Rockstars auf Klassenfahrt

Im andalusischen Badeort Torremolinos haben 800 Schüler ein Hotel zerlegt. Warum? Für unsere Autorin liegt die Antwort auf der Hand.

 Ein Strand in Torremolinos.

Ein Strand in Torremolinos.

Foto: picture-alliance/ dpa

Den Satz „früher war alles beser“ sollte man sich eigentlich tunlichst verkneifen – jetzt steht er doch hier. Weil, also, früher, zu unseren Schulzeiten, da hatten wir einen mit auf Klassenfahrt, der konnte Kronkorken so auf geöffneten und leer getrunkenen Hotelminibar-Flaschen wieder anbringen, dass sie aussahen wie nicht berührt.

Heute dagegen ist das Gegenteil en vogue, wie man derzeit im andalusischen Badeort Torremolinos sehen kann: Dort zerlegten 800 portugiesische Schüler ein Hotel – die Fakten: jede Menge Fliesen zertrümmert, Matratzen aus dem Fenster geworfen, Feuerlöscher im Flur ausgeleert. Der Schaden, geschätzt: mehrere tausend Euro. Und wir haben uns damals wegen der Kronkorken beim Verlassen des Hotels fast ins Hemd – Sie wissen schon.

Nun kann man sagen: 800 Schüler im Hotel, also bitte – wer da nicht schon vorher an Schaden denkt, muss sich hinterher über den Schrott nicht wundern. Klar ist auch: Die Sache geht nur zufällig auf ein portugiesisches Konto. Hotels zertrümmern können mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch deutsche Schüler. Und zwar in Torremolinos ebenso wie in Lloret de Mar oder in Bulgarien, wenn die Klassenfahrtkasse nichts Schickeres hergab.

Man kann sich fragen, warum es gestern noch Kronkorkenverschlüsse waren und heute gleich ein Trümmerfeld. Die Antwort: Weil Rockstars das eben so machen. Und Rockstar ist ja heute jeder, wenn er nur genug getrunken oder bei Dieter Bohlen gepunktet hat. Oder in Torremolinos in einem Hotel Marke „Plattenbau zwischen Palmen“ absteigen muss. Streiche waren gestern. Heute haut man drauf. Nur eines ist unklar: Wo bleibt das Youtube-Video dazu?

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