Rosi Linder und Klaus Großjohann: "Alles war gut organisiert"

Gespräch am Wochenende: Moderatoren der Oberkasseler Kulturtage ziehen Bilanz

  Wollen, dass Oberkassel so lebenswert bleibt,  wie es ist: Rosi Linder und Klaus Großjohann, Moderatoren der Kulturtage.

Wollen, dass Oberkassel so lebenswert bleibt, wie es ist: Rosi Linder und Klaus Großjohann, Moderatoren der Kulturtage.

Foto: Max Malsch

Jede Menge Musik, Kunst und Literatur: Zehn Tage lang hatte sich Oberkassels Hauptschlagader, die Königswinterer Straße, in eine große Mischung aus Konzertsaal, Theater und Galerie verwandelt. Die Oberkasseler Kulturtage lockten tausende Besucher in den Ort.

Langsam kehrt wieder Normalität ein, und auch für das Moderatorenteam der Kulturtage beginnt wieder der ganz normale Alltag. Ein guter Zeitpunkt, um sich zurückzulehnen und in Ruhe Bilanz zu ziehen. Mit den beiden Moderatoren Rosi Linder und Klaus Großjohann sprach Sarah-Lena Gombert.

General-Anzeiger: Sie alle hatten in den letzten Wochen ein ganz schön anstrengendes Programm. Sind sie jetzt urlaubsreif?

Klaus Großjohann: Alles war gut durchgeplant und organisiert. Und viele Menschen aus Oberkassel haben uns geholfen. Warum sollten wir urlaubsreif sein?

Rosi Linder: Nein, urlaubsreif sind wir wirklich nicht. Ehrlich gesagt fehlt mir im Moment sogar etwas. Die Arbeit mit den Kollegen hat so viel Spaß gemacht. Und wenn dann die Veranstaltung so erfolgreich ist, entschädigt das einen für die ganze Arbeit.

GA: Das bedeutet also, dass Sie alle bei den nächsten Kulturtagen wieder dabei sein werden?

Großjohann: Es hat eine Menge Freude gemacht, und wenn unsere beruflichen Anforderungen es zulassen, dann denke ich, dass wir alle wieder dabei sind. Ich würde mich jedenfalls freuen.

GA: Sie bezeichnen sich selbst als Moderatoren, nicht als Organisatoren. Was bedeutet der Unterschied genau?

Großjohann: Ganz einfach: Wir sind nicht die Organisatoren der Oberkasseler Kulturtage. Die Menschen organisieren sich selbst. Wir wollen nicht alles machen, sondern nur ermöglichen und vermitteln. Die Inhalte und Ideen kommen von den Mitwirkenden, den Künstlerinnen und Künstlern. Das ist auch der beste Weg, um allen Interessengruppen entgegen zu kommen.

Linder: Und die Menschen haben fantastische Ideen! Ich bin immer wieder ganz erstaunt und sehr dankbar, mit welchem Engagement die Leute sich bei uns melden, weil sie sich gerne an den Kulturtagen beteiligen.

GA: Doch das Koordinieren der vielen Ausstellungen und Veranstaltungen, die Kontakte zu Künstlern und Geschäftsleuten - das alles bedeutet eine Menge Arbeit. Was gibt Ihnen die Kraft, sich alle zwei Jahre wieder in die Arbeit zu stürzen?

Großjohann: Wir können uns für Kunst, Kultur und Musik begeistern. Und wir mögen unseren Stadtteil sehr gerne. Wir wollen einen kleinen Baustein beisteuern, damit Oberkassel so lebenswert bleibt, wie es ist.

Linder: Außerdem sind wir mittlerweile ein richtig gut eingespieltes Team. Da macht auch das Arbeiten richtig Freude.

GA: Gab es für Sie persönlich einen Moment, in dem sie wussten: Genau für diesen Augenblick hat sich die ganze Mühe gelohnt?

Großjohann: Wenn beim Straßenfest auf der Königswinterer Straße ein kleines Mädchen vor lauter Begeisterung seiner Mutter erzählt, dass es gar nicht weiß, ob es zuerst mit dem Kaleidoskop spielen, Popkorn essen oder eine Limonade trinken soll. Wenn man einem Musiker anmerkt, wie viel Spaß es ihm macht, vor interessiertem Publikum zu spielen. Wenn eine Künstlerin stolz einer neugierigen Besucherin ihr Werk erklärt. Dann weiß ich, dass es sich gelohnt hat.

Linder: Mir ging das Herz auf, als die ersten Postkarten von unserem Luftballonwettbewerb zurückgeschickt wurden. Die fliegen zum Teil richtig weit, ein Antwortbrief kam aus Simmerath in der Eifel! Die Leute machen mit, das ist ein tolles Gefühl.

GA: Die Postkarten legen also eine weite Strecke zurück. Wie sieht das mit den Künstlern und Besuchern der Kulturtage aus? Kommen die vor allem aus Oberkassel?

Linder: Nein, die kommen längst nicht nur aus Oberkassel. Ein Teilnehmer, der eine Lesung veranstaltet hat, ist sogar extra aus Wien angereist. Und die Besucher kommen nicht nur aus dem ganzen Bonner Stadtgebiet, sondern auch aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Selbst aus dem Kölner Raum sind einige Besucher angereist.

GA: Können die nicht ihre eigenen Kulturtage auf die Beine stellen?

Linder: Natürlich ginge das. Wir haben sogar Anfragen aus anderen Stadtteilen bekommen, wie wir das immer wieder hinkriegen. Wir sind also nicht nur Moderatoren, sondern auch Berater.

GA: Haben Sie jemals darüber nachgedacht, einen Verein zu gründen?

Linder: Das hätte sicherlich Vorteile, doch in einem Verein ist alles sehr starr geregelt, man schränkt sich selbst so sehr ein. Ich befürchte, dann würden wir die Freude an unserer Arbeit verlieren.

Großjohann: Wir engagieren uns ja sehr gerne, denn wir sind nur uns selbst verpflichtet und niemandem sonst. Nützlich wäre allerdings eine Kulturstiftung für Oberkassel, mit deren Erträgen man solche Projekte wie die Kulturtage auf ein finanziell sicheres Fundament stellen könnte.

GA: Ihr Budget, das alleine aus privaten Zuwendungen besteht, ist tatsächlich sehr begrenzt. Stellt Sie das manchmal vor Schwierigkeiten?

Linder: Ein bisschen mehr finanzielle Unterstützung, zum Beispiel von Seiten der Stadt, wäre wünschenswert. Dann könnte man noch mehr machen. Doch wir wollen nicht lamentieren, schließlich haben die Oberkasseler Kulturtage auch so, wie sie jetzt sind, eine Menge Leute begeistern können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort