Stephan Althoff: "Irgendwann wird der Titel kommen"

Der Leiter des Konzernsponsoring bei der Telekom im Gespräch über die Baskets, Fußball und rausgeworfenes Geld.

Stephan Althoff: "Irgendwann wird der Titel kommen"
Foto: Norbert Ittermann

Bonn. Die Strahlkraft des Fußballs ist ungebrochen", sagt Stephan Althoff. Und: "Ein größeres Engagement bei den Baskets ist für die Telekom nicht zu rechtfertigen." Mit Althoff, Leiter Konzernsponsoring bei der Deutschen Telekom, sprachen Gerhard Mertens und Gert auf der Heide.

General-Anzeiger: Die Baskets stehen vor den Play-offs, die Bayern vor Meisterschaft, Champions-League- und Pokalfinale, die Nationalelf vor der WM. Schaut man als Sponsor fiebriger auf die sportlichen Vorgänge, wenn es in die Entscheidung geht?

Stephan Althoff: Logisch, jetzt geht es um die Big points. Auf der anderen Seite hat man über die Jahre eine gewisse Professionalität und Distanz gewonnen. Denn eines ist beim Sponsoring ganz wichtig: Man darf es nicht von kurzfristigen Erfolgen abhängig machen.

Man kann allenfalls von den Bayern erwarten, dass sie jedes Jahr europäisch spielen und einen nationalen Titel holen - aber etwa von den Baskets nicht zwangsläufig, dass sie jedes Jahr ganz vorne dabei sind. Dafür ist der finanzielle Abstand zu Vereinen wie Alba oder Oldenburg zu groß. Selbst Bamberg ist da in einer anderen Liga unterwegs.

GA: Sorgen Sie die Negativ-Schlagzeilen um die Fußball-Nationalmannschaft, verbunden mit der mittelmäßigen WM-Perspektive?

Althoff: Die Themen, die wir in den letzten Monaten rund um den Fußball hatten, sind insgesamt für die Sportart nicht besonders erfreulich. Wir haben jetzt wieder das Thema Gewalt, das lange Zeit in Deutschland keine große Rolle gespielt hat.

Wir haben das Thema Wetten. Wir haben die ausstehende Vertragsverlängerung mit dem Trainerteam beim DFB. Es gab die Schiedsrichteraffäre. Aber die Stadien sind voll, die TV-Reichweiten sind sehr gut. Die Strahlkraft des Fußballs ist ungebrochen.

GA: Eine Studie besagt, dass einige Firmen viel Geld in den Fußball stecken, aber nicht angemessen wahrgenommen werden.

Althoff: Diese Einschätzung teile ich. Neben dem Fußball wird im frei empfangbaren Fernsehen noch Wintersport gezeigt, etwas Motorsport und Boxen, das war's.

Wir haben inzwischen eine Monokultur erreicht mit dem Fußball, aber dennoch wollen alle da rein. Für die Sponsoren, die nicht genügend Werbedruck erzielen können, wird es daher immer schwieriger, entsprechend wahrgenommen zu werden.

GA: Wie kann man den Erfolg eines Sponsorings messen?

Althoff: Auf der einen Seite natürlich quantitativ. Also, wie häufig komme ich im TV-, im Print- und im Online-Bereich vor. Wir erheben dann natürlich auch qualitative Daten, beispielsweise stellen wir mehrfach im Jahr der Bevölkerung die Frage: "Wie finden Sie unsere Engagements und passen diese zur Telekom?"

GA: Sind Sie der Ansicht, das Sponsoring der Deutschen Telekom ist zielgerichtet und effektiv?

Althoff: Ja, zumal es längst nicht mehr nur um gute Imagewerte geht, sondern wir auch auf vertriebs- und businessorientierte Partnerschaften setzen. Beispielsweise beim FC Bayern bieten wir bereits heute ein Fan-Handy und einen Fan-Tarif an.

GA: Ist das der Grund, warum Telekom im Fußball funktioniert, andere Marken dagegen nicht? Teldafax zum Beispiel wird nur von wenigen mit Leverkusen identifiziert.

Althoff: Ich glaube, es ist generell ein Problem, wenn ein Verein Bayer Leverkusen heißt, also eine Weltmarke schon im Namen hat, und dann einen anderen Sponsor auf die Brust nimmt.

Hinzu kommt der sogenannte Sponsoringfit, also die Frage: Passen Sponsor und Verein zueinander? Vor einiger Zeit warb die Modemarke Kik auf der Brust von Werder Bremen. Aber Werder ist eine Premium-Marke, Kik nicht.

GA: Sie gehen neuerdings mit Rollstuhl-Basketball und Goalball an Schulen. Hat da ein Paradigmen-Wechsel im Sponsoring stattgefunden?

Althoff: Nachdem das T-Mobile-Radteam 2007 schlussendlich beerdigt worden war haben wir lange über eine neue Strategie diskutiert. Es war klar, dass wir dieses starke Standbein Fußball weiter besetzen würden. Daneben gibt es aber einen Trend im Sponsoring.

Das Thema gesellschaftliche Verantwortung spielt eine zunehmend größere Rolle. Die Botschaft ist: Wir engagieren uns nicht nur im Spitzensport. Integration ist zum Beispiel ein wunderbares Thema, das im Sport toll funktioniert, gerade im Sport. Wo funktioniert Arm mit Reich, Schwarz mit Weiß, Moslem mit Christ - eigentlich im Sportverein hier um die Ecke, in Friesdorf oder bei Fortuna Bonn.

GA: Ist das eine Reaktion auf karge Zeiten? Müssen heutzutage auch Unternehmen Gutmenschentum an den Tag legen?

Althoff: Wir haben das in der Vergangenheit ja schon getan, aber weniger in Verbindung mit Sport. Die Telefon-Seelsorge unterstützen wir mittlerweile seit 1997, auch die Initiativen "Ich kann was" und "Bonner Chancen" sind erfolgreiche Projekte.

Ein relativ kleines Pflänzchen waren zu Beginn auch die Telekom Baskets, die Mitternachts-Basketball an Schulen gespielt haben oder mal in soziale Brennpunkte gegangen sind. Das alles hat weniger mit Gutmenschentum zu tun, weil wir wissen, dass sich das langfristig für das Image des Unternehmens auszahlt.

Allerdings gibt es mittlerweile große Themen in diesem Land, die können wir nicht allein der Politik überlassen, da müssen sich auch die Unternehmen engagieren, zumindest die großen wie die Deutsche Telekom.

GA: Mit wieviel Geld fördert die Telekom im Jahr offiziell den deutschen Sport? Marktkenner sprechen von 50 Millionen.

Althoff: Ich bitte um Verständnis, dass wir dazu keine Angaben machen können. Aber wir gehören sicherlich zu den größten Sponsoren und Förderern hierzulande.

GA: Das Engagement der Telekom bei den Baskets - ist das mehr als nur Peanuts?

Althoff: Wenn Sie das so ausdrücken wollen, ja. Das hat sich zwar von den Zahlen her in den letzten sieben, acht Jahren nicht verändert. Aber es ist für uns ein wichtiges Standort-Marketing-Instrument.

Ein Engagement, das in einem Kreis von 50 Kilometern rund um Bonn wirbt und sehr gut funktioniert. Und darüber hinaus bei einer Teilnahme an den Playoffs auch bundesweit eine starke Aufmerksamkeit garantiert. Wir haben gerade den Vertrag um drei weitere Jahre verlängert.

GA: Warum macht die Telekom die Baskets nicht zum Meister?

Althoff: Weil das finanzielle Engagement, um das sicher zu erreichen, so groß wäre, dass wir das alleine nicht stemmen wollen. Mich beschäftigt bei den Baskets vielmehr die Frage, wie können wir es schaffen, die Abhängigkeit des Vereins von unserem Engagement zu verringern, um den Verein auf breitere Füße zu stellen.

Natürlich könnten sich Unternehmen fragen: "Warum soll ich da jetzt reingehen, wenn die Mannschaft Telekom Baskets heißt, im Telekom Dome spielt und in magenta-farbenen Trikots aufläuft. Wie kann ich mich da überhaupt bemerkbar machen?" Wir wären aber durchaus bereit, Flächen freizugeben. Wir müssen beispielsweise nicht unbedingt immer in Magenta spielen.

GA: Mit welchen Co-Sponsoren würde die Telekom überhaupt zusammenarbeiten wollen? Angenommen, die Deutsche Post wollte einsteigen.

Althoff: Wenn so ein großes Unternehmen käme, müsste man sich fragen, ob es dann noch Sinn macht, den Verein Telekom Baskets zu nennen oder nicht besser Bonner Baskets oder so ähnlich. Grundsätzlich haben wir da keine Berührungsängste. Wir haben dazu auch schon mal mit Unternehmen Gespräche geführt.

GA: Wenn ein solches Unternehmen an Bord käme, würde sich dann das Telekom-Engagement automatisch reduzieren?

Althoff: Das muss nicht so sein. Wir als Telekom sind aber an einem Punkt angekommen, wo wir sagen, mehr ist für uns nicht zu rechtfertigen. Es ist eben ein regional beschränktes Engagement mit einer beschränkten Reichweite.

Aber ich meine, dass es möglich sein müsste, zusätzliche Sponsoren für die Baskets zu gewinnen. Die Baskets haben da eine Baustelle, im Fußball wird professioneller gearbeitet.

GA: Ist das eine Kritik?

Althoff: Natürlich, aber konstruktiv. Gleichzeitig aber Hochachtung vor dem, was der Verein erreicht hat.

GA: Warum arbeiten die Baskets im Marketing nicht professioneller?

Althoff: Das ist zum einen ein finanzielles Thema. Dann ist da das Thema Halle, dass sie in Beschlag nimmt. Der Verein hat das Problem Gastronomie noch nicht gelöst, weil die Stadt noch keine dauerhafte Genehmigung für den nichtsportlichen Betrieb erteilt hat.

Die Baskets werden also Prioritäten gesetzt haben: Sportlich läuft es gut, wir werden erst einmal das Thema Halle auf sichere Beine stellen. Aber ich sage den Verantwortlichen regelmäßig, ihr müsst da was tun.

GA: Kann man sagen, dass dieser viel besungene Ameisenstaat, da an seine Grenzen stößt?

Althoff: Ja, aber man muss auch sagen, der Ameisenstaat arbeitet bislang echt gut.

GA: Sie sprachen eben die Stadt an und dass sie noch keine Genehmigung für nicht-sportliche Veranstaltungen erteilt hat. Tut die Stadt Bonn zu wenig für die Baskets?

Althoff: Ich habe den Eindruck, dass sich da was bewegt, dass die Stadt sich wirklich bemüht, eine Lösung zu finden. Vielleicht wollte man bislang das Thema WCCB und damit die Vermarktung nicht gefährden.

GA: Ist die Basketball-Bundesliga gut aufgestellt?

Althoff: Ich glaube, die Liga hat Fortschritte gemacht. Ich würde mir allerdings wünschen, dass die Quote deutscher Spieler sukzessive erhöht wird.

GA: Aus welchem Grund?

Althoff: Weil ich einfach glaube, dass die Identifikation der Menschen größer ist, gerade weil es ein regional gebundenes Engagement ist. Wir sind nicht in der Fußball-Bundesliga, wo es dem Verein egal ist, ob der Stürmer nun Brasilianer oder Portugiese ist.

Es kann nicht sein, dass sich nach einer Saison eine komplette Starting Five verabschiedet und durch fünf neue ausländische Spieler ersetzt wird, die nach einem Jahr zum nächsten Söldnertopf wandern.

Ich bin sogar der Meinung, dass man sportlich auch einmal eine kleine Delle in Kauf nehmen kann und es Sinn macht, langfristig in junge Spieler wie Jonas Wohlfarth-Bottermann oder Fabian Thülig zu investieren. Ich glaube, dieses Gejammer um die Qualität des deutschen Basketballs ist mittlerweile ein wenig überzogen. Man muss den Talenten nur Spielzeit geben.

GA: Man muss aber auch den Trainer haben, der diese Philosophie umsetzen kann und will.

Althoff: Da ist Michael Koch ein echter Glücksfall. Er bringt viel Professionalität mit und hat trotzdem ein gutes Verständnis für die Größe eines solchen Vereins, für die Größe der Region, für das, was unter diesen Umständen machbar und nicht machbar ist.

GA: Das hört sich im Großen und Ganzen so an, als seien Sie mit dem zufrieden, was der Verein aus dem Geld seines Sponsors macht?

Althoff: Was mit den Gegebenheiten hier möglich ist, machen die Baskets sehr gut. Im Normalfall kann man mit Alba und Oldenburg nicht mithalten. Wenn der Verein aber weiter intensiv und langfristig an der Basis arbeitet, wird auch irgendwann eine Meisterschaft kommen.

GA: Wo stehen die Baskets denn in der Finanz-Tabelle?

Althoff: Ich schätze, zwischen vier und sechs.

GA: Der Verein erweckt den Eindruck, er fühle sich einem global arbeitenden Unternehmen wie der Telekom verpflichtet, europäisch zu spielen.

Althoff: Das ist nicht der Fall. Das wäre für uns beim FC Bayern ein Problem, wenn der dreimal hintereinander den internationalen Wettbewerb verpassen würde. Aber ob die Baskets nun international spielen oder nicht, macht für uns keinen Unterschied.

Da würde ich eher hingehen und im Telekom Dome ein paar interessante Freundschaftsspiele veranstalten wie gegen Panathinaikos Athen, Real Madrid oder irgendwann sogar mal gegen ein NBA-Team.

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