Tommy Jaud: "Die Katze ist ein Hund"

Der Kölner Autor Tommy Jaud (40) verfilmt zurzeit seinen Erfolgsroman „Resturlaub“ und liest im September in der Bonner Harmonie aus dem aktuellen Bestseller „Hummeldumm“.

Tommy Jaud: "Die Katze ist ein Hund"
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Der Kölner Autor Tommy Jaud (40) verfilmt zurzeit seinen Erfolgsroman „Resturlaub“. Gedreht wird in Bamberg, Buenos Aires, Mallorca und Köln. Übrigens: Den schwarzen Pfarrer, der gerne über Fußball predigt, spielt der Bonner Comedy-Star Dave Davis. Im September geht der Autor auf Lese-Tour. In der Bonner Harmonie liest er aus „Hummeldumm“. Mit Tommy Jaud sprach Heinz Dietl.

General-Anzeiger: „Hummeldumm“ steht seit Monaten an der Spitze. Wie fühlt sich ein erster Platz an?

Tommy Jaud: In den ersten Wochen super, schließlich habe ich ein ganzes Jahr daran geschrieben. Aber, um ehrlich zu sein: Das Gefühl nutzt sich auch ab, weil ich mit meinen Gedanken nur noch bei den Dreharbeiten für „Resturlaub“ bin.

GA: Nutzt sich denn die Freude auch beim Blick auf den Kontostand ab?

Jaud: Nein, das tut gut. Ein Bestseller lohnt sich auf jeden Fall.

GA: Wie kam der Autor auf die Idee, eine Reisegruppe durch Namibia zu schicken?

Jaud: Indem er die Reise selber gemacht hat. Privat, meine Freundin wollte dorthin. Ich hatte zwar einen Notizblock dabei, habe aber nicht mitgeschrieben.

GA: Warum nicht?

Jaud: Ich fand’s recht langweilig – acht Stunden am Tag nur im Bus. Die Mitreisenden waren freundlich, aber nicht meine Wellenlänge, ganz anderes Betriebssystem.

Lesung „Hummeldumm“, Bonn-Endenich in der Harmonie am 30. September, 20 UhrGA: Wie kam es trotzdem zum Buch?

Jaud: Nach meiner Rückkehr habe ich Freunden von der Reise erzählt und mit blumigen Worten die Reiseteilnehmer imitiert. Man hat mich überzeugt, ein Buch zu schreiben.

GA: Der Ich-Erzähler ist permanent mit Handy-Netz und Adapter beschäftigt. Ist dieser Matze Klein der größte Idiot in der Reisegruppe?

Jaud: Er selber denkt, die anderen seien die Idioten. Aber es handelt sich um ganz normale Menschen, die ihre Probleme mit in den Urlaub genommen haben. Ich liebe diese Figuren. Idioten sind das nicht, außer Matze Klein vielleicht.

GA: Zurzeit wird „Resturlaub“ verfilmt. Läuft alles nach Plan?

Jaud: Alles nicht. Sagen wir so: Es kostet viele Nerven.

GA: Was ist das Problem?

Jaud: Ich habe zwar große Mitspracherechte, bin aber trotzdem nur Autor. Das geht mir manchmal schwer auf den Senkel.

GA: „Resturlaub“ spielt in Bamberg, dann in Buenos Aires. Es geht um den 37-jährigen Brauerei-Manager Pitschi, der sich weigert, erwachsen zu werden, zu heiraten, mit der Freundin an den Stadtrand zu ziehen. Lässt sich das nicht verfilmen?

Jaud: Doch, aber der Stoff ist sehr komplex. Viele Figuren, viele Schauplätze. Ich musste einige Passagen rausnehmen, sogar die Szenen im Flugzeug.

GA: Im Buch gibt es eine Katze namens „Taxi“. Held Pitschi irrt durch die Straßen von Buenos Aires, ruft nach dem entlaufenen Tier – und bringt damit die Taxifahrer der Stadt auf die Palme. Konnte die Passage gerettet werden?

Jaud: Ja, aber die Katze ist ein Hund.

GA: Ein Hund?

Jaud: Ja, ein Pudel. Katzen lassen sich schlecht trainieren. Und Pudel kann man besser frisieren. Hauptsache, er heißt Taxi.

GA: Was wurde aktuell in Bamberg gedreht?

Jaud: Die Wiesen-Szene. Freundin Biene zeigt Pitschi das reservierte Grundstück fürs Eigenheim. Abgedreht ist auch der Junggesellenabend: Wir haben einen Biergarten gebaut – mitten im Fluss. Den sollte man eigentlich stehen lassen.

GA: Spielt der Dialekt eine Rolle?

Jaud: Ja, wir habe sogar einen Dialekt-Sheriff mit Trillerpfeife am Set.

GA: Pitschis bester Freund ist Arne. Hat Arne ein Vorbild im echten Leben?

Jaud: Ja, einen Freund von mir, auch Jäger. Er schreibt für das Magazin Wild & Hund.

GA: Wie verhält es sich mit „Ente“, Arnes nerviger Freundin?

Jaud: In meinem Bekanntenkreis glauben gleich fünf Frauen, sie seien die Ente, und alle fünf sind beleidigt.

GA: Was ist schön an Bamberg?

Jaud: Bamberg ist so schön wie München, nur kleiner und ohne Münchener – ein großer Vorteil. Ich mag das Essen, den Fluss, den Park. Studenten und Touristen sorgen für Leben. Immer was los - hier ein Fest, da ein Fest.

GA: Thema in „Resturlaub“ ist die Lebenskrise der Generation 35 plus, oder?

Jaud: Es geht um die Kernfrage, ob man in der Lage ist, die Tür zur Jugend zuzumachen, Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen. Pitschi, der Held, möchte, dass immer alles so weitergeht.

GA: Wie sieht das der Autor privat?

Jaud: Meine Freundin ist gleichgetaktet, zum Glück. Sie will weder an den Stadtrand ziehen, noch aktuell ein Kind.

GA: In diesen Tagen jährt sich ein historisches Datum: 40 Jahre Tommy Jaud. Wie geht der Betroffene damit um?

Jaud: Ich habe es verdrängt, dann musste ich mich doch um einige Feierlichkeiten kümmern - in Bamberg. Eltern, Freundin, schön essen, dann ein Konzert vom Kellerkommando besuchen.

GA: Kellerkommando?

Jaud: Ja, eine geniale Band.

GA: Was machen die?

Jaud: Fränkische Volksmusik mit russischem Gangster-Rap.

GA: Und was mag Jaud an Köln?

Jaud: Die gewisse Lockerheit der Leute.

GA: Wie sind Sie seinerzeit von Bamberg nach Köln gekommen?

Jaud: Mit einem Peugeot 307.

GA: Verstehe.

Jaud: Okay, ich habe mal in Weimar Radio gemacht und dort den Chef-Autor von „RTL Samstagnacht“ aus Köln kennengelernt. Er hat mir eine Mitarbeit angeboten.

GA: Wie sind die weiteren Pläne?

Jaud: Erst mal Pause. Dann im Herbst die Lese-Tour. Anschließend werde ich mir Gedanken über die Verfilmung von „Hummeldumm“ machen müssen. Dann kommt vermutlich das fünfte Buch.

GA: Thema?

Jaud: Keine Ahnung. Nach „Vollidiot“ und „Millionär“ vielleicht der dritte und letzte Teil mit der Figur Simon Peters.

GA: Was haben die Besucher bei der „Hummeldumm“-Lesung in Bonn zu erwarten?

Jaud: Ich werde die Stimmen aus dem Buch zum Leben erwecken. Mittlerweile kenne ich die Stellen, die das Publikum besonders mag. Ich sehe eine Lesung auch nicht als verkaufsfördernde Maßnahme fürs Buch, sondern als schönen Abend für sich. Wer die Bücher nicht kennt, soll trotzdem seinen Spaß haben.

Tommy Jaud##ULIST##

Geboren am 16. Juli 1970 in Schweinfurt. Studiert Germanistik in Bamberg und moderiert eine Radiosendung bei Antenne Thüringen. Dort lernt er durch Zufall („bei einer Bombendrohung“) den Chef-Autor von „RTL Samstagnacht“ aus Köln kennen, der ihm eine freie Mitarbeit anbietet.

  • Arbeitet als freier Gag-Schreiber für Thomas Koschwitz und Harald Schmidt. Er bricht das Studium ab und zieht ganz nach Köln. Ist Chef-Autor für die „Wochenshow“ und Creative Producer bei Anke Engelkes „Ladykracher“.
  • 2004 erscheint der erste Roman: „Vollidiot“. Es folgen „Resturlaub“ (2006), „Millionär“ (2007) und „Hummeldumm“ (2010).
  • 2007 lockt die Buchverfilmung „Vollidiot“ (mit Oliver Pocher) 800 000 Besucher in die Kinos.
  • 2008 schreibt er das Drehbuch zum TV-Film „Zwei Weihnachtsmänner“ (mit Bastian Pastewka und Christoph Maria Herbst). Der Film wird mit dem Deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet.
  • „Resturlaub“ wird zurzeit in Bamberg, Köln, Mallorca und Buenos Aires verfilmt. Die Hauptrolle spielt Maximilian Brückner (“Tatort”, “Wer früher stirbt, ist länger tot”). Regie führt Gregor Schnitzler (“Die Wolke”, “Soloalbum”). Der Film soll im September 2011 in die Kinos kommen.
  • Hobbys: Tennis, Sprachen, Reisen (nächstes Ziel: Brasilien).
  • Privat: lebt in Köln mit Freundin, keine Kinder. Unterhält noch ein Büro in Bamberg.
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