Hackathon der Welthungerhilfe in Bad Godesberg 50 Markting- und IT-Profis suchen neue Wegen fürs Fundraising

Bonn · 50 junge Marketing- und IT-Profis suchen beim ersten Hackathon der Welthungerhilfe in ihrer Bad Godesberger Zentrale neue Wege fürs Spendensammeln. Projekten der Welthungerhilfe fehle nämlich der direkte Link zum Ziel – nämlich dem Fundraising.

 Beim Hackathon der Welthungerhilfe dabei: IT-Profis der Kölner Agentur „Zum Goldenen Hirschen Valley“.

Beim Hackathon der Welthungerhilfe dabei: IT-Profis der Kölner Agentur „Zum Goldenen Hirschen Valley“.

Foto: Martin Wein

Die Idee ist so einfach wie originell. An einem Straßenstand in der Bonner Innenstadt kauft eine Passantin als Spende einen Jutebeutel der Welthungerhilfe. Darauf gedruckt ist ein einmaliger QR-Code, der sich mit dem Smartphone scannen lässt und den Spendeneingang dokumentiert. Wenig später scannt ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation in einem der Zielgebiete ebenfalls einen Beutel – gefüllt mit Hilfsgütern. Über eine App kann die Spenderin direkt sehen, wo ihr Geld Gutes tut – und wo noch mehr gebraucht wird. Zusammen mit drei Mitstreitern und einer Mitstreiterin möchte Veronica Garcia genau diese App bis zum heutigen Samstagnachmittag programmieren.

Die Welthungerhilfe hat in ihrer Bad Godesberger Zentrale zum ersten Hackathon eingeladen. Mehr als 50 junge Marketing-Profis und Software-Entwickler sind am Freitag der Einladung für den zweitätigen Spurt um den besten Prototypen für das Spendensammeln von morgen gefolgt. Im Konferenzsaal mit Blick auf Godesberg stärkt ein Büffet die grauen Zellen. Und wer zwischendurch doch mal eine Mütze Schlaf braucht, der kann irgendwo seine Iso-Matte ausrollen. Einziger Extra-Luxus: Zwei Duschen für alle.

„Wir haben schon lange nicht mehr zusammen all-night-long gearbeitet“, freut sich Scherwin Salehi, der sein siebenköpfiges Entwickler-Team von der erst 2019 gegründeten Kommunikations-Agentur „Zum Goldenen Hirschen Valley“ aus Köln mitgebracht hat. Salehi, der als Managing Director Technology firmiert, hat sich für den Hackathon – eine Kombination aus Hacken und Marathon – viel vorgenommen. Insider sprechen übrigens auch von einem „Hackfest“. Sie wollen eine einsatzfähige Software fertig programmieren, die die Internetseite der Hilfsorganisation auf vollständig neue Füße stellen könnte.

Wenn man all die Slang-Ausdrücke der IT-Szene übersetzt, mit denen Salehi ihren „pitch“ erklärt, wollen die acht Jungs die vorgestellten Projekte der Welthungerhilfe und die Spenden dafür direkt verknüpfen. Die Seite habe zwar viele Besucher („traffic“) und sicher auch interessante Texte („content“). Aber es fehle eben der direkte Link zum Ziel – nämlich dem Fundraising. Wie bei einer Crowdfunding-Plattform könnten die Helfer auf der neuen Seitenstruktur einzelne Projekte vorstellen, für die Besucher der Seite dann konkret spenden sollen. „Dann wüsste man auch viel besser, wofür die Menschen sich interessieren und etwas geben möchten“, erklärt Salehi die Idee. Außerdem könnten Bewerber aus den Förderländern sich mit ihren Projekten etwa für einen Brunnenbau oder einen Dachgarten in einer Großstadt direkt um einen Mikrokredit bewerben. Erst wenn es genug Spender gibt, wird das Projekt umgesetzt.

„Wir haben schon länger überlegt, wie wir auch das Engagement technik-affiner Menschen ansprechen können“, sagt Christian Rengier, Online-Marketing-Referent bei der Welthungerhilfe. Das Format eines Hackathons, das seit der Jahrtausendwende existiert, schien da gerade richtig. In mehreren Teams bewerben sich die Teilnehmer dabei mit ihren Projekten vor einer fachlich versierten Jury um den besten Platz. „Uns erinnert das an unsere Zeit als Startup, als wir zusammen viele Projekte als Referenzen angeschoben haben“, freut sich Salehi – „oft auch all-night-long“. Auch Veronica Garcia, die die Software-Entwicklung für eine Firma aus der Luftfahrt-Industrie leitet, mag die Idee, mit ihren Fähigkeiten Gutes zu tun. Sie ist eine von nur zwei Frauen, die sich angemeldet haben. „Wir können damit vielleicht wirklich etwas bewegen“, sagt sie. Dabei reizt sie nicht nur das Konzept, sondern besonders auch das Ziel. „Ich bin in Ecuador geboren und aufgewachsen. Ich habe Kinder hungern sehen“, erklärt sie. Da sei es Ehrensache, nun von Deutschland aus einen Beitrag gegen den Hunger zu leisten.

Die Welthungerhilfe möchte das Veranstaltungsformat gerne wiederholen – als nächstes vermutlich auf internationaler Ebene. Die Sieger des Bonner Hackathons würden natürlich eingeladen, verspricht Rengier.

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