Kommentar zum Energiepaket Abhängigkeit bleibt
Meinung · Der Krieg in der Ukraine beschleunigt den Abschied von fossilen Energien in Deutschland enorm, schreibt Hannes Koch in seinem Kommentar. Doch trotz des ehrgeizigen Gesetzespakets seien die Aussichten für das Klima keine guten.
Obwohl die Bundesregierung ein ehrgeiziges Gesetzespaket zum schnellen Neubau von Wind- und Solarkraftwerken vorgelegt hat, sind die Aussichten für das Weltklima keine guten. Der globale Ausstoß von Treibhausgasen steigt weiter, wenn auch langsamer als früher.
Der russische Angriff auf die Ukraine dürfte den globalen Klimaschutz zusätzlich erschweren. Vermutlich wird sich die russische Regierung künftig noch weniger für den Klimavertrag von Paris interessieren als bisher. Auch in Europa könnte die Bedrohung aus dem Osten Aufmerksamkeit und Geld von der Klimapolitik abziehen. Möglicherweise steigen die Emissionen, weil russisches Gas durch andere Energieträger und Lieferungen ersetzt werden muss. Die hiesigen Kohlekraftwerke könnten mehr und länger laufen. Relativ dreckiges US-Fracking-Gas verschlechtert die Klimabilanz zusätzlich.
Langfristig allerdings – das ist eine gute Nachricht – werden immerhin die europäischen Staaten ihren notwendigen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten. Denn dieser Krieg beschleunigt den Abschied von fossilen Energien enorm. Wobei Energiesicherheit und Unabhängigkeit ebenfalls hohe Ziele darstellen, die schwierig zu erreichen sind. Beispielsweise hat Deutschland nicht genug Land- und Seeflächen, um die hier benötigte Energie mit Wind- und Solarkraftwerken komplett selbst herzustellen. Importe etwa von grünem Wasserstoff werden später wohl permanent gebraucht.
Sowohl der globale Klimaschutz als auch die europäische Energiesicherheit könnten auf lange Zeit fragil bleiben.