Kollaps von US-Banken Angst vor dem Dominoeffekt

Berlin · Die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA sorgt für Schockwellen an den Finanzmärkten. Zwar hat die US-Regierung entschieden eingegriffen, Sorgen an den Finanzmärkten um mögliche Dominoeffekte aber bleiben.

 Ein Beamter (hinten) steht im Eingangsbereich einer Filiale der Silicon Valley Bank in Wellesley, während Kunden vor der Bank Schlange stehen.

Ein Beamter (hinten) steht im Eingangsbereich einer Filiale der Silicon Valley Bank in Wellesley, während Kunden vor der Bank Schlange stehen.

Foto: dpa/Steven Senne

Nach dem Kollaps von zwei US-Banken sind die Sorgen an den Finanzmärkten groß – obwohl US-Behörden entschieden eingegriffen haben, um die Lage zu beruhigen. Am Freitag wurde die auf Startup-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank (SVB) nach einer gescheiterten Kapitalerhöhung geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt. Mit der Signature Bank aus New York haben die US-Aufsichtsbehörden dann ein weiteres Kreditinstitut dichtgemacht, nachdem Kunden in großem Stil Gelder aus der Bank abgezogen hatten.

In beiden Fällen seien die Kundengelder gesichert, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von US-Finanzministerin Janett Yellen, Notenbankchef Jerome Powell und dem Einlagensicherungsfonds FDIC. Damit wollten die verantwortlichen offenbar ein deutliches Zeichen setzen, dass Kunden anderer Banken keinen Grund zur Sorge haben und ihre Gelder in den Instituten belassen können. Trotzdem hält die Verunsicherung an – auch unter Anlegern in Deutschland.

Nach deutlichen Verlusten am Freitag ist es zu Wochenbeginn an der Börse in Frankfurt weiter bergab gegangen. Vor allem Titel von Banken sind unter die Räder gekommen und haben den Dax in den Keller rauschen lassen. „Die Sorge der Anleger ist, das weitere Banken angesichts steigender Zinsen und Renditen das Handtuch werfen könnten“, sagte Christian Henke von IG Markets. Hintergrund ist, dass sich vor allem die Silicon Valley Bank gezwungen sah, Anleihen zu verkaufen. Offenbar wollten einige Startup-Unternehmen Gelder aus der Bank abziehen, weswegen das Institut seine Anleihebestände liquidieren musste.

Das Problem: Mit der Zinswende der Notenbanken sind die Renditen gestiegen, die Kurse der Anleihen aber gefallen. Bei einem Verkauf der Anleihen realisieren sich die gefallenen Kurse dann in Form von Verlusten für die Bank. Nachdem der Versuch einer Notkapitalerhöhung scheiterte, musste die SVB schließen. Im Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung rechnet man nach der Schließung der beiden US-Banken nicht mit einer neuen globalen Finanzkrise. Auch beim Bundesverband deutscher Banken hieß es auf Anfrage, die deutschen Banken seien „robust, stabil und widerstandsfähig“. So hätten die deutschen Institute seit der Banken- und Finanzkrise 2008 massiv Kapital aufgestockt. „Durch den Zusammenbruch der Bank gibt es keine Auswirkungen auf das deutsche Bankensystem. Auch die deutsche Einlagensicherung ist nicht gefragt“, sagte ein Sprecher des Verbandes. Am Montag trat der Krisenstab der Bundesbank zusammen, um mögliche Auswirkungen für die deutsche Finanzbranche zu erörtern. Die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin verhängte ein Moratorium für die deutsche Zweigniederlassung der Silicon Valley Bank, also ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot. Die Aufsicht betont in ihrer Stellungnahme, das Institut habe „keine systemische Relevanz“ und stelle daher auch „keine Bedrohung für die Finanzstabilität dar“.

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