Bundesweiter Serverausfall Bei der Arbeitsagentur ging nichts mehr

BONN/KÖLN · Ein bundesweiter Serverausfall bei der Agentur für Arbeit hat gestern dafür gesorgt, dass über den ganzen Tag hinweg kein Mitarbeiter auf Kundendaten zugreifen, Mails verschicken oder auf die Job-Datenbank konnte.

Auch die Homepage war nicht zu erreichen. Erst gegen 17.30 Uhr konnten einzelne interne Funktionen wie Mail-Programme wieder genutzt werden. Auch die Internetseite war am frühen Abend wieder zugänglich.

Von dem Ausfall waren nicht nur alle Agenturen, sondern auch die Jobcenter betroffen. Nur lokal gespeicherte Dateien konnten aufgerufen und bearbeitet werden. Einzelne Fachprogramme wurden am Abend noch auf Fehler untersucht. Ab heute, 6.30 Uhr, sollen nach Informationen des Bonner Agentursprechers Lars Normann alle Programme wieder funktionieren.

Weshalb das IT-System kurz nach Mitternacht in der Nacht zu Montag ausfiel, blieb bis zum Abend unklar. Gerüchte über einen Hackerangriff bestätigte die Agentur nicht. Möglicherweise war auch ein Software-Update am Sonntag verantwortlich.

Statt zu Tastatur und Bildschirm griffen die Mitarbeiter am Montag also zu Kugelschreiber und Papier: Anne Schlömer, Arbeitsvermittlerin in Bonn, machte sich ihre Notizen in Beratungsgesprächen von Hand. "Die Lebensläufe mit allen Daten zur Ausbildung und der persönlichen Situation sind eigentlich im System hinterlegt. Nun habe ich bei jedem die Vorgeschichte aufs Neue erfragt.

Alle Daten, die ich heute zusätzlich aufnehme, muss ich dann ins System nachtragen", berichtete Schlömer. Zwar seien die Gespräche wegen der Systemstörung eher kurz verlaufen, denn auch der Zugriff auf die Stellenangebote war lahmgelegt. "Ich finde es trotzdem wichtig, dass die Gespräche stattfinden. Ich will den Leuten nicht das Gefühl geben, umsonst gekommen zu sein. Außerdem kann ich viele der allgemeineren Fragen auch ohne Computer beantworten", sagte Schlömer. Auch das bedruckte Papier bekam ungewohnte Aufmerksamkeit: Denn Broschüren ließen sich trotz blanker Bildschirme durchblättern.

Und auch das Abholen und Abgeben von bereits ausgefüllten Anträgen auf Papier oder das Nachreichen von gedruckten Bewerbungsunterlagen waren möglich. Doch zumeist war der Besuch der Agentur eher frustrierend. "Ich wollte mir heute Anträge für Arbeitslosengeld besorgen", erzählte eine einzelne Kundin im Eingangsbereich. Unverrichteter Dinge musste sie wieder nach Hause. "Das ist blöd gelaufen. Aber die Mitarbeiter können ja nichts dafür." Insgesamt war es gestern eher ruhig in den Fluren des Amtes in Bonn. "Morgens war noch viel los, ab mittags ungewöhnlich wenig", berichtet eine Empfangsmitarbeiterin. "Viele hatten dann wohl mitbekommen, dass hier gar nichts geht."

So warnten etwa automatische Bandansagen bei der Hotline und Hinweisschilder am Eingang die Kunden vor dem System-Ausfall. In Köln blieb das Amt laut Sprecher Lars Beyer über den Tag "normal besucht". "Die Beratung findet weiter statt", sagte Beyer. "Die Tür bleibt natürlich offen", sagte auch Normann. Eine Sprecherin der BA-Zentrale in Nürnberg betonte, dass Kunden ihre Termine trotzdem wahrnehmen sollten, damit es nicht zu Sanktionen wegen verpasster Fristen komme. "Kunden, denen wir heute nicht helfen konnten, konnten wir immerhin eine Bescheinigung darüber ausstellen, dass sie hier waren", hieß es in Bonn.

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