Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg Bei Zahlen zur Arbeitslosigkeit gibt es noch einiges zu tun

Bonn · Das Geschäftsklima in der Industrie erholt sich nach dem Brexit. „Die Talsohle ist durchschritten“, sagte Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille am Dienstag bei der Vorstellung des Wirtschaftslageberichts zu Jahresbeginn.

 Das Geschäftsklima in der Industrie erholt sich nach dem Brexit.

Das Geschäftsklima in der Industrie erholt sich nach dem Brexit.

Foto: dpa-tmn/Markus Scholz

Aufatmen bei der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg: „Die Talsohle ist durchschritten“, sagte Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille am Dienstag bei der Vorstellung des Wirtschaftslageberichts zu Jahresbeginn. Konkret bezog er das auf die Industrie in der Region, die vor allem im Rhein-Sieg-Kreis ein wichtiger Wirtschaftszweig ist. Wie ein Damoklesschwert hing der geplante Brexit über dem verarbeitenden Gewerbe, nun haben die exportorientierten Unternehmen Planungssicherheit, zumindest für die kommenden zwölf Monate, während die EU mit der britischen Regierung über die Konditionen des Austritts verhandelt.

„Wir haben jetzt eine klare Beruhigung“, erklärte Kammerpräsident Stefan Hagen. Nicht beruhigt ist er aber über die Arbeitslosigkeit in Bonn. Sie liegt in der Bundesstadt zwar mit 6,2 Prozent um 0,2 Prozentpunkte unter der Arbeitslosenquote in NRW. Darauf dürfe sich Bonn nicht ausruhen, denn selbst ostdeutsche Städte wie Dresden und Leipzig lägen darunter, während der Rhein-Sieg-Kreis mit 4,8 Prozent Arbeitslosigkeit auf bundesdeutschem Niveau liegt. Die Umfrageergebnisse nach Branchen:

Dienstleistung: Der Geschäftsklimaindex hat sich im wichtigsten Wirtschaftszweig der Region von 118,7 auf 126,6 Punkte verbessert. Auch die Bereitschaft, neue Stellen zu schaffen, nimmt zu. Das Risiko ist hier weiterhin, wegen mangelnden Fachkräfteangebots keine geeigneten Bewerber zu finden.

Industrie: Das Geschäftsklima liegt immer noch im negativen Bereich, hat sich aber von 88,6 auf 97,3 Punkte hochgearbeitet. Immerhin fast 65 Prozent erwarten gleichbleibende Geschäfte, 60,5 Prozent wollen die Beschäftigung auf demselben Niveau halten, fast 27 Prozent rechnen mit Arbeitsplatzabbau, nur knapp 13 Prozent wollen Stellen schaffen.

Einzelhandel: Hier sind die Erwartungen eingebrochen, der Geschäftsklimaindex sank von 113,8 auf 90,3 Punkte. Positiv ist, dass fast 77 Prozent die Beschäftigung halten wollen, fast neun Prozent sogar an Stellenaufbau denken. Befragt wurde nur der stationäre Handel. Der stete Druck durch den Online-Handel sei natürlich ein bundesweites Problem, manches sei aber auch „hausgemacht“, sagte Hille. Die neue Verkehrsführung im Rahmen des erweiterten City-Rings mache den Händlern das Leben schwer. Am 1. Januar kamen weitere Änderungen hinzu.

Information und Kommunikation: Die Geschäftslage ist sehr zufriedenstellend, der Index liegt bei 121 Punkten (113,7 im Herbst). Ein Drittel der Unternehmen will mehr Personal einstellen, an Abbau denkt niemand. Zwei Drittel sehen im Fachkräftemangel das größte Risiko für die Entwicklung.

Gastgewerbe: Die Hotelbuchungen gehen nach oben, berichtete Hille. „Beethoven lockt“, fügte er hinzu. Der Geschäftsklimaindex stieg von 95,3 auf 110,9 Punkte. Bei Investitionen und Beschäftigung nahmen die negativen Erwartungen aber im Vergleich zur Herbstumfrage zu.

Verkehr: Auch hier konnte der Abwärtstrend gestoppt werden, der Geschäftsklimaindex stieg von 102,5 auf 104,8 Punkte. Dass vorerst Fahrverbote für ältere Diesel verhindert wurden, begrüßt die IHK. Eine kleine Verbesserung gab es bei der Beschäftigung, zehn Prozent der Unternehmen wollen einstellen, 70 Prozent die Mitarbeiter halten.

Generell sieht es Hagen als hinderlich für die Beschäftigung an, dass Bonn nicht genügend neue Gewerbeflächen ausweisen kann. Es gebe ja nicht nur die Großen, die ins Umland oder ins benachbarte Rheinland-Pfalz (wie Haribo) umzögen. Von der Verlagerung „unendlich vieler kleiner Betriebe“ spreche nur keiner. Dem gemeinsamen Gewerbeflächenatlas von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis müsse nun der nächste Schritt folgen: Die politischen Gespräche über gemeinsame Gewerbegebiete in einen rechtlichen Vertrag münden zu lassen.

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