Wechsel im Vorstand der Telekom Telekom Deutschland-Chef verlässt Konzern zum Jahresende

Bonn · Der Telekom Deutschland-Chef Dirk Wössner verlässt die Telekom nach dem Auslaufen seines Vertrages zum Jahresende. Wie der Konzern angab, soll er Vorstandsvorsitzernder eines Softwareunternehmens werden.

 Der Deutschland-Chef der Deutschen Telekom Dirk Wössner verlässt das Unternehmen zum Ende des Jahres.

Der Deutschland-Chef der Deutschen Telekom Dirk Wössner verlässt das Unternehmen zum Ende des Jahres.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Pressemitteilung ist knapp, die meist üblichen lobenden Sätze des Vorstandschefs und des Aufsichtsratsvorsitzenden fehlen völlig: Dirk Wössner, Chef von Telekom Deutschland und Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom, verlässt den Konzern nach dem Auslaufen seines Vertrages zum Jahresende: „Er wird ab 2021 Vorstandsvorsitzender eines wachstumsstarken Softwareunternehmens“, heißt es in der Pressemitteilung.

Die Telekom wurde von der Entscheidung des Managers offenbar völlig überrascht. Der Präsidialausschuss des Aufsichtsrates habe die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis genommen und die Suche nach einem Nachfolger eingeleitet: „Im Zuge eines geordneten Nachfolgemanagements wird die Deutsche Telekom mit der gebotenen Ruhe und Sorgfalt Gespräche mit geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten führen.“

Wössner gehörte zum Kandidatenkreis für eine Nachfolge von Vorstandschef Timotheus Höttges. Höttges hatte sich früher mehrfach sehr lobend über den Manager geäußert. Allerdings gab es im vergangenen Jahr durchaus Schwächen bei der Entwicklung des Deutschlandgeschäftes, die intern Wössner angelastet wurden. Auch das Ausbautempo des neuen 5G-Netzes kam Mitarbeitern nicht schnell genug voran. Gleichzeitig wurde der Wettbewerb härter, nachdem Vodafone im vergangenen Jahr den Kabelnetzbetreiber Unitymedia übernommen hat

Der Kronprinz selbst wiederum hatte seine Ungeduld über das langsame Tempo, mit dem Telekom Deutschland an vielen Stellen das Geschäft nur entwickeln kann, immer wieder deutlich erkennen lassen. Das behinderte die Pläne zum Netzausbau, bei denen die Telekom auch sehr stark unter Druck der Bundespolitik und der Verbraucher steht. „In Deutschland ist das Verlegen von Glasfaser im Wesentlichen ein großes Bauprogramm“, sagt Wössner noch im Dezember. Und es werde oft durch lange Genehmigungsverfahren behindert.

Als Nachfolger von Jan Niek van Damme, der für die Rückkehr von Wössner früher als geplant seinen Vorstandssessel räumte, war Wössner seit 1. Januar 2018 Vorstandsmitglied der Telekom und verantwortlich für Vertrieb, Marketing und Service von Festnetz- und Mobilfunk-Produkten in Deutschland.

Zuvor war der Manager seit 2015 beim kanadischen Telekommunikationsunternehmen Rogers Communication für das Privatkundengeschäft verantwortlich. Vor seinem Wechsel nach Kanada arbeitete der 51-Jährige von 2002 bis 2012 bei der Telekom, zuletzt als Geschäftsführer Vertrieb für das Geschäfts- und Privatkundengeschäft in Deutschland. Von 1997 bis 2002 war er Berater bei McKinsey. Wössner hatte Chemie studiert und in Berlin promoviert. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Mit der Familie lebt er in Bonn.

Jetzt bricht er auf zu neuen Ufern: Er habe das Angebot angenommen, als Chef „ein Softwareunternehmen in einem sehr dynamischen, internationalen Markt mit einer ambitionierten Wachstumsvision zu führen“, schrieb er in einer Mail seine Mitarbeiter. „Wie sich bestimmt viele von euch vorstellen können, ist das keine einfache Entscheidung gewesen.“

Sein jüngster Tweet bei Twitter stammt vom 30. Januar, wo er sich äußerst positiv über das Telekom Management Team Meeting (tmtm) äußerte: „Inspiriert und voller Energie nach unserem #tmtm2020. Hab mich bei 18 Kolleginnen und Kollegen stellvertretend für alle in unserer Telekom Deutschland bedankt. Ihr habt 2019 zum Erfolg gemacht. Vielen Dank!“ Distanz zum bisherigen Arbeitgeber war da nicht zu erkennen.

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