Brasilianer wird neuer Chef der Welthandelsorganisation

Genf/Brasília · Für die WTO-Spitze wollte der Westen einen Freihandels-Vorkämpfer aus Mexiko. China sowie die meisten Entwicklungsländer und Russland wollten das nicht - und verhalfen einem US-Kritiker zu dem Posten.

 Der Brasilianer Roberto Azevêdo soll die WTO führen. Foto: Martin Alipaz / Archiv

Der Brasilianer Roberto Azevêdo soll die WTO führen. Foto: Martin Alipaz / Archiv

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Der Brasilianer Roberto Azevêdo (55) wird neuer Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO). Der us-kritische Azevêdo habe eine klare Mehrheit der 159 WTO-Mitgliedstaaten für sich gewinnen können, erklärten Diplomaten am Dienstag nach einem Treffen des zuständigen WTO-Ausschusses zu den Ergebnissen des Auswahlprozesses.

Der 55-jährige bisherige WTO-Botschafter Brasiliens setzte sich den Angaben zufolge in der letzten Rundes des Auswahlprozesses gegen Mexikos Kandidaten Herminio Blanco (62) durch. Blanco war von den USA und der EU unterstützt worden.

Eine in Genf anwesende Vertreterin des brasilianischen Außenministeriums bestätigte der Nachrichtenagentur dpa die Angaben. Die WTO selbst will das Ergebnis des mehrmonatigen Verfahrens, bei dem unter allen 159 Mitgliedstaaten eine Konsensentscheidung herbeiführt werden musste, an diesem Mittwoch offiziell mitteilen.

Bei der amtlichen brasilianische Nachrichtenagentur Agência Brasil hieß es am Dienstag, Azevêdo sei unter anderem von den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) und den portugiesischsprachigen Ländern unterstützt worden. Auch viele Staaten in Lateinamerika, Asien und Afrika hätten sich für ihn eingesetzt. Die exakte Zahl der Befürworter des Brasilianers werde von der WTO erst zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt, hieß es.

Azevêdo hatte sich bei der WTO unter anderen gegen Agrarsubventionen in westlichen Staaten ausgesprochen, er kämpfte gegen US-Subventionen für Baumwolle ebenso wie EU-Subventionen für Zucker. Als Kandidat für den höchsten Posten der internationalen Handelsdiplomatie betonte er jedoch, er wolle in diesem Amt strikt neutral und unparteiisch wirken.

Für das Amt als WTO-Generaldirektor und Nachfolger des Franzosen Pascal Lamy (67) muss Azevêdo noch formell von der WTO bestätigt werden. Mit der offiziellen Bekanntgabe des Auswahlergebnisses wird am Mittwoch gerechnet. Die Amtsübernahme erfolgt am 31. August.

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