Der Schwung am Spac-Markt ist dahin Das Ende des Spacs-Booms naht

New York/Fra · Börsengänge über Mantelgesellschaften galten in den USA als Milliardengeschäft. Doch nun springen immer mehr Investoren ab

 Auch Donald Trumps Spacs-Pläne drohen zu scheitern.

Auch Donald Trumps Spacs-Pläne drohen zu scheitern.

Foto: dpa/Julia Nikhinson

Donald Trump könnte nun eine weitere Niederlage drohen. Der frühere US-Präsident wollte sein soziales Netzwerk Truth Social über einen Börsenmantel an die Wall Street bringen. Das könnte schwierig werden, denn offenbar fehlen dafür Investoren.

Mit diesem Problem steht Trump nicht allein da: Viele Anleger fordern ihre Anteile von den sogenannten Special Purpose Acquisition Companies – kurz: Spacs – zurück. Diese waren in den vergangenen beiden Jahren sehr beliebt. Die Idee hinter diesen Übernahmevehikeln: Sie überlassen meist jungen Unternehmen ihre Börsennotierung, wenn sie unter die Hülle eines Spacs schlüpfen. Es sind meist große, erfahrene Investoren, die eine solche leere Hülle zur Fusion anbieten.

Zur Finanzierung verkaufen die Spacs-Eigner Anteile an Aktionäre – meist institutionelle Investoren, die sich des Risikos bewusst sind, das sie eingehen. Denn sie wissen beim Kauf nur, in welche Branche das Spac investieren will. Dafür hat es dann zwei Jahre Zeit, gelingt ihm in diesem Zeitraum eine solche Fusion nicht, könnten die Anleger das Geld zurückfordern.

Rückgabequote bei 81 Prozent

Und das tun inzwischen immer mehr Anteilseigner: Im ersten Halbjahr lag die Rückgabequote nach Daten der amerikanischen Investmentbank J.P. Morgan bei 81 Prozent nach nur 16 Prozent ein Jahr zuvor. Ein weiterer Hinweis für ein vorläufiges Ende des Booms der Spacs: 32 Transaktionen seien abgesagt worden nach nur vier im ersten Halbjahr 2021. Die schlechte Stimmung zeigt sich auch daran, dass zwei Drittel der Spacs, die schon eine Transaktion angekündigt hatten, nun unter dem Ausgabepreis der Anteile von zehn US-Dollar gehandelt wurden.

Wegen dieser Flaute hat vor wenigen Wochen auch der bekannte amerikanische Hedgefondsmanager Bill Ackman seinen Spac liquidiert. Dabei hatte Ackman nicht gekleckert, sondern sein Übernahmevehikel Pershing Square Tontine mit vier Milliarden Dollar ausgestattet – damit war es das größte weltweit. Doch die zwei Jahre seien zu kurz gewesen, um ein passendes Unternehmen zu finden, das den Ansprüchen des Vorstands genügt hätte, hieß es zur Begründung. Hinzu kommt, dass in den USA die dortige Börsenaufsicht SEC inzwischen genauer hinschaut und die Regeln für die Spacs verschärfen will.

Das trifft auch Trumps Truth So­cial. Er hat mit Digital World Acquisition zwar ein Spac gefunden, mit dem sein soziales Netzwerk fusionieren soll. Doch die SEC und das Justizministerium der USA haben inzwischen zivil- und strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet, die das Potenzial haben könnten, die Fusion zu verzögern oder sogar zu verhindern. Denn dann könnte die Frist für den Deal zu kurz sein: Die Fusion muss bis zum 8. September vollzogen oder aber es muss einer Fristverlängerung zugestimmt worden sein, sonst muss die Transaktion abgesagt werden. Sollte es den Parteien nicht gelingen, den Deal, den sie sich vorgenommen haben, vor dem 20. September abzuschließen, können die Investoren der eine Milliarde Dollar schweren Privatplatzierung ihre Zusage zurückziehen.

„Ein Grund für den Boom der Spacs liegt darin, dass sie für Wachstumsunternehmen einen schnelleren und einfacheren Weg an die Börse in Aussicht stellen“, sagt Gerrit Fey, Börsenexperte des Deutschen Aktieninstituts (DAI), „weil sie beim Börsengang ja in einen schon existierenden Börsenmantel schlüpfen.“ Deshalb gibt es auch für die Kommunikation weniger Regulierung. Das aber führte auch dazu, dass viele Unternehmen im Börsenmantel notiert wurden, die eigentlich noch nicht reif für die Börse waren. Dort will die SEC nun ansetzen. Sie plant offenbar mehr Re­striktionen für die Kommunikation: Geschäftsprognosen sollen etwa stärker reglementiert, die begleitenden Banken mehr in die Haftung genommen werden.

Bisher gingen die meisten Spacs in den USA an die Börse, allein im Jahr 2021 sammelten sie dort rund 162,5 Milliarden Dollar an Kapital ein. Doch in den vergangenen Monaten seien es nur noch eine Handvoll gewesen, berichtet der Informationsdienst Spac Research. Stattdessen wird in dessen Statistiken die Liste drohender Liquidationen länger. In Europa spielen Spacs vor allem in London und Amsterdam eine Rolle – wenn auch eine weit geringere als in den USA. Ausländische Rechtsformen sind bislang flexibler darin, sie zu ermöglichen.

„Spacs sind eine innovative Form, an die Börse zu gehen“, meint DAI-Experte Fey. „Deshalb wäre jedes Land gut beraten, dies zu ermöglichen.“ Im anderen Fall nämlich werden auch deutsche Unternehmen eher in den USA platziert – das könnte zum Nachteil für den Finanzstandort Deutschland werden.

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