Kampf gegen die Inflation Die EZB hält Kurs

Frankfurt · Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen um 0,5 Prozent erhöht. Dabei habe sie beides im Blick – Inflation und Finanzstabilität.

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank.

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank.

Foto: dpa/Boris Roessler

Bis vor wenigen Tagen firmierte noch die Inflation als das größte und eigentliche Sorgenkind unter Finanzmarktakteuren und Notenbankerinnen wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Spätestens mit der Pleite der Silicon Valley Bank ist am vergangenen Wochenende die Stabilität mindestens einiger Banken als Sorgenkind hinzugekommen.

„Der EZB-Rat beobachtet die aktuellen Marktspannungen genau und ist bereit, so zu reagieren wie erforderlich, um Preis- und Finanzstabilität im Euroraum zu wahren“, sagte Christine Lagarde nach der Zinsentscheidung der EZB in Frankfurt. Zugleich betonte sie mehrmals, dass der Bankensektor des Euroraumes widerstandsfähig und solide sei.

Vor diesem Hintergrund einer stabilen Bankenlandschaft hält die Europäische Zentralbank ihren anvisierten Kurs bei – und erhöht entsprechend die Schlüsselzinsen im Euroraum jeweils um ein weiteres halbes Prozent. Damit liegt der Leitzins nun bei 3,5 Prozent. „Die europäische Zentralbank hat sich nicht beirren lassen durch die Finanzmarktturbulenzen in den letzten Tagen“, sagte Carsten Brzeski dieser Zeitung. Er ist Chefvolkswirt der ING. „Sie hat deutlich gezeigt, dass sie ihre Aufgabe, die Inflation zu bekämpfen, sehr ernst nimmt.“

Im Kampf gegen die Inflation hatte die EZB seit Dezember bereits eine Reihe ungewöhnlich großer Zinsschritte unternommen und war damit auf einen ähnlichen Kurs eingeschwenkt wie die amerikanische Notenbank Fed. Die hat ihren Leitzins bereits auf die Spanne zwischen 4,5 und 4,75 Prozent erhöht. Stark anziehenden Zinsen allerdings führen unter anderem zu Wertverlusten in den Anleihebeständen von Banken. Das wurde der Silicon Valley Bank zum Verhängnis, die am vergangenen Wochenende unter Aufsicht der US-Behörden gestellt wurde. Notenbanken stehen nun grundsätzlich vor dem Dilemma, einen Kurs finden zu müssen zwischen den Klippen einer hohen Inflation auf der einen Seite und den sich anhäufenden Problemen – zumindest für einzelne Banken – im Finanzsystem. „Es ist nicht einfach, in diesem Dilemma zu navigieren“, sagte der Präsident des Ifo-Institutes Clemens Fuest.

Während vergangener Krisen konnte man beobachten, wie die Notenbanken regelmäßig mit einer lockeren Geldpolitik auf Spannungen reagiert hatten – sei es durch Zinssenkungen oder den massiven Aufkauf von Staatsanleihen. Diesen Weg können die Währungshüter angesichts der hohen Inflation nun nicht mehr einschlagen.

Die EZB dürfte in Zukunft genau beobachten, wie sich die Lage auch an den Finanzmärkten entwickelt. So betonte Christine Lagarde, dass es im Ringen um Preis- und Finanzstabilität kein Entweder-Oder gebe. Die EZB habe bei Ihren Zinsentscheidungen stets beides im Blick.

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